Sport im Konzentrationslager

Dachau 1933

1 Sport im Konzentrationslager
1.1 Einleitung
"Sport" im Zusammenhang mit Konzentrationslager klingt zynisch. Unter Sport stellt man sich im allgemeinen Vergnügen, Freizeit und Spaß vor. Konzentrationslager sind Einrichtungen, deren primäres Ziel die Vernichtung von Menschen war. Voraussetzungen für Sport ist Gesundheit, genügende Ernährung, körperliche Unversehrtheit, gute Kondition. All das ist für die Häftlinge nicht gegeben. Häftlinge sind unterernährt, krank und von der Zwangsarbeit gezeichnet.

- Sport als Propagandamittel: Sport wird vom NS-System eingesetzt, um der nationalen und internationalen Öffentlichkeit vorzutäuschen, dass die Häftlinge gut behandelt werden.

- "Sport" – als Misshandlungsinstrument

- Sport als Abwechslung für das Bewachungspersonal

- "Belohnung": Ab 1942 Weisung von Himmler, Sportveranstaltungen im KZ durchführen zu lassen. Hintergrund: Produktivität musste gesteigert werden. KZ-Häftlingen wurden als Arbeitskräfte gebraucht.

1.2 "Sport" als Tortur
In den meisten Konzentrationslagern wird Sport als Tortur, Misshandlung oder Strafe der Häftlinge missbraucht. Bereits auf dem Weg ins Lager werden die Gefangenen brutal von der SA vor sich her getrieben. Im Konzentrationslager Hainewalde (Sachsen) müssen die Häftlinge "nach stundenlangem Fußmarsch – bei dem einzelne zwischen zwei Fahrräder gebunden wurden, auf denen SA-Leute saßen – ein Spalier von SA-Schlägern vom Vorhof über die Freitreppe bis hinauf zur Schlossbalustrade passieren." Der Weg vom Bahnhof zu den Emslandmoorlagern ist zum Teil 28 Kilometer lang und muss ganz oder streckenweise zu Fuß zurückgelegt werden – ohne Rücksicht auf Alte, Kranke oder Verletzte und unter Schlägen, Prügeln und anderen Schikanen. So auch vom Bahnhof Bad Schandau nach Hohnstein. Die Häftlinge werden "die zirka 15 Kilometer bergauf im Dauerlauf nach Hohnstein getrieben und dort im Spießrutenlauf, mit Gummiknüppeln, Ochsenziemern und Peitschen mit Stahlkugeln an den Enden gehetzt."

Die Ankunft im Lager sieht nicht unähnlich aus: So müssen sich die Häftlinge in der Lichtenburg mehrmals auf dem Hof hinlegen, ihn im Laufschritt überqueren, werden unter Hieben und mit Kolbenstößen über Treppen gejagt. Ein Gefangener aus Esterwegen berichtet über den "Empfang" durch die KZ-Bewacher: "Dauerlauf, Hinwerfen, Aufspringen, Hinwerfen, Aufspringen, Hinwerfen, Körper nach rechts rollen, nach links rollen. Geht es dem Posten zu langsam, dann helfen Gewehrkolbenstöße und Fußtritte nach. An den Geschundenen ist kein trockener Faden mehr, kein unbeschmutzter Fleck, viele erbrechen sich, die Päckchen mit geringen Habseligkeiten sind über das Feld zerstreut. In den meisten Fällen ist ihr Inhalt im Sande verstreut, weil der Posten Fußball damit gespielt hat. Dann geht es in die Kleiderkammer, in die Baracken zum Platzanweisen."

In Sachsenburg ist der so genannte "Sachsengruß" eine besondere Tortur. Mit dem Gesicht zur Wand müssen sich die Gefangenen aufstellen, Arme hinter dem Kopf verschränken und in dieser Stellung lange Zeit regungslos verharren. Dabei werden sie mit Gewehrkolben oder Knüppeln geschlagen und wehe ihnen, wenn dabei die Arme nach unten sinken... Andere Neuankömmlinge müssen stundenlang in Hochstellung ausharren, werden mit Fußtritten malträtiert, wenn sie straucheln. In der Turnhalle sitzen auf Bänken im Reitsitz zusammengepfercht weitere Häftlinge, die auf die Einteilung in die Korporalschaften warten, dürfen nicht austreten und mussten stattdessen ‚Sport’ machen.

In den Unterkünften veranstalten die Aufseher "’Saalsport’, wobei die Häftlinge unter und über die Pritschen kriechen, auf Tische klettern und auf dem Boden rutschen mussten." Gefangene müssen nicht nur schweren Arbeitsdienst unter unmenschlichen Bedingungen leisten, werden geschlagen, gefoltert, sondern bei jeder Gelegenheit misshandelt. Etliche KZ-Kommandanten, Lagerführer und Aufseher agieren skrupellos und ohne Rücksicht auf menschliches Leben. In Esterwegen treibt Kompanieführer Kaiser und seinesgleichen die Gefangenen "beim Rollen, Robben, Hüpfen, Hinlegen usw. bis an die Postenkette" und SS-Leute schießen auf ein verabredetes Zeichen wegen angeblicher Fluchtgefahr auf die Gefangenen. Andere werden beim ‚Sport’ gehetzt. Verschärfter ‚Sport’ ist das Strafexerzieren, das in Esterwegen – aber auch in anderen Konzentrationslagern noch zu den geringsten Strafmaßnahmen gegenüber Inhaftierten zählt. Schon aus geringstem Anlass werden Häftlinge mit Strafexerzieren auf dem Appellplatz bestraft.

1.2.1 "Sport Machen", das "Rennen auf Leben und Tod"
Die Berliner Sportwissenschafterin und Historikerin Veronika Springmann hat sich intensiv mit "Sport" im Konzentrationslager befasst. Jene Form des "Sportes", der sadistische Quälerei an Häftlingen bedeutet. Von ihr stammt das Bild: "Sport Machen", das "Rennen auf Leben und Tod". Der deutsche Politikwissenschafter Wolf Oschlies spricht in diesem Zusammenhang von "Quasi-Sport" . Tausende Gefangene werden in den Lagern vom Bewachungspersonal stundenlang mit "gymnastischen Übungen" gequält. Oschlies: "Die Übungen trugen harmlose Namen – 'Froschhüpfen', 'Rollen', 'Entengang', 'Bärengang' ect. – waren tatsächlich aber sadistische Quälerei. […]" Der Journalist und Autor Roger Reppling schildert in einem der wenigen Artikel zu diesem Thema den "Sport" für Neuankömmlinge im Konzentrationslager:
"…Es beginnt zu regnen. Die neuen Häftlinge sind ein paar Schritte gelaufen, etwas mühsam, da die Beine vom Hocken in der Kniebeuge steif geworden sind, da brüllt der SS-Mann: 'Alles hinlegen!' Der letzte Häftling ist noch nicht am Boden, da brüllt der Adlernasige: 'Auf-marsch, Marsch!' Der 'Sport' beginnt. Hinlegen, aufstehen, hinlegen, aufstehen. Dann müssen die Häftlinge hüpfen wie ein Frosch und dazu quaken, dann müssen sie über die nasse Erde rollen. Dann brüllt der Lange mit der Peitsche wieder: 'Auf- marsch, marsch!'[…]"
Diese Tortur dauert oft Stunden. Die Neuankömmlinge werden ihrer Würde beraubt. Nur die Starken halten durch. Für die Schwachen bedeutet diese Tortur oft den sicheren Tod.

Wieslaw Kielar, Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz, schildert den "Sport" als ständige Tortur im Alltag des Konzentrationslagers:
"Wir hatten ein äußerst vielseitiges Tagesprogramm. Dafür sorgten schon immer unsere Kapos und die SS-Männer. Sie überboten sich gegenseitig im Ausdenken neuer Folterungen. Man könnte meinen, ganz harmloser. Den ganzen Tag machten wir Sport: Hüpfen, Rollen, Tanzen, Kniebeugen."

#Problem der Begriffsbestimmung: Paul Martin Neurath, Häftling in den Konzentrationslagern Dachau (inhaftiert 1938) und Buchenwald (inhaftiert 1939) bezeichnet Begriffe für "Froschhüpfen, Rollen, Raupen" sowohl mit Sport, als auch mit militärischem Strafexerzieren. Damit wird systematische Folter von den Betroffenen selbst zum "Sport" erklärt. Veronika Springmann verwendet daher in ihrer Untersuchung über Sport im Konzentrationslager den Begriff "Körpertechniken" um sich damit dem Begriff "Sport machen" anzunähern.

Friedrich Maase, Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen (inhaftiert 1939/40), verwendet in seiner Beschreibung den Begriff "Sport" im Zusammenhang mit systematischer Folter: "Nachmittags mussten wir zum Exerzieren antreten. Die alten Lagerinsassen nannten es 'Sport'. Mit uns traten auch die Häftlinge von zwei weiteren Blocks, im ganzen ca. 300 Mann an, die einen Tag vor uns im Lager angekommen waren, […]"

Auch andere Lagerinsassen benutzen vielfach den Begriff "Sport", wenn sie von Folter oder Misshandlungen der SS-Aufseher berichten. Stellvertretend hier der Erlebnisbericht aus dem KZ Mauthausen von KZ Häftling Joseph Drexels (inhaftiert 1944/45):
"…Ein beliebter Sport war auch, die Häftlinge nackt an die Wand zu stellen und mit Holzkugeln, die einem alten Criquetspiel entnommen waren, nach ihnen zu werfen. Es wurde heftig geworfen und die harten Kugeln verursachten schwere Verletzungen und Rippenbrüche. Mit Vorliebe wurde auf die Geschlechtsteile gezielt, woran sich auch die Damen beteiligten…"

Das Ziel der Tortur ist klar: Lagerinsassen zu schwächen und zu erniedrigt. Der Häftlingsbestand soll dadurch "reduziert" werden. Springmann: "'Sport machen' war ein Instrument zur Stärkung des arischen Mannes und zugleich zur Vernichtung der schwachen und kranken Körper." Jeder neue Häftling wird im Konzentrationslager dieser Prozedur, "Strafsport" im NS-Jargon bezeichnet, unterzogen. Neuankommende Gefangene werden tagelang am Appellplatz gequält. Die Neuzugänge werden beschimpft und brutal misshandelt. Diese Tortur diente zur Einschüchterung. Wer sich widersetzt, wird auf der Stelle ermordet. Hans Marsalek, Lagerschreiber des Konzentrationslagers Mauthausen: "Damit wurde der Zweck verfolgt, jeden Gedanken an Auflehnung und Widerstand von vornherein zur ersticken."

1957, im Zuge einer Einvernahmen durch die zuständige Staatsanwaltschaft, bestätigt ein führender Aufseher des KZ Sachsenhausen das System dieses "Strafsportes". Auszug aus der Einvernahme des SS Hauptscharführer Gustav Sorge, Aufseher in den Konzentrationslager Esterweger und bis 1942 Rapportführer im Konzentrationslager Sachsenhausen, durch die Bonner Staatsanwaltschaft im Jahr 1957:
"R[ichter]: Bestanden irgendwelche Anweisungen bezüglich des Sporttreibens bei Neuzugängen?
S[orge]: Es war so, dass der Lagerführer stets bestimmte, wer am Strafsport teilzunehmen hatte.
R[ichter]: Ich habe bisher aus den Zeugenaussagen den Eindruck gewonnen, dass sämtliche Neuzugänge erst mehrere Tage auf dem Appellplatz herumgejagt wurden.
S[orge]: Ja, das war durchschnittlich der Fall […]."

1.2.2 Wandel 1942 - KZ-Häftlinge werden als Arbeitskräfte gebraucht
Ab 1942 bekommt der Begriff "Sport machen" eine neue Bedeutung in den einzelnen Konzentrationslagern. Die Häftlinge werden nun auch als Arbeitskräfte gebraucht. Springmann:
"Es ist jedoch davon auszugehen, dass Sport als Praxis der Gewalt ab 1942 einem Funktionswandel unterworfen war: Mit der Entscheidung Himmlers, Oswald und Pohl und zahlreichen anderen Akteuren, dem Arbeitseinsatz in den Konzentrationslagern eine größere Bedeutung zuzumessen, veränderte sich der Diskurs über die Situation der Häftlinge in den Konzentrationslagern grundlegend. Sie werden nun als "Arbeitskräfte" zur Kenntnis genommen."

Natürlich ändert sich dadurch nichts an den täglichen Misshandlungen an den Häftlingen. Aber nun wird "Sport" auch als Mittel für Belohnung und Abwechslung und nicht mehr nur zur Vernichtung der Häftlinge eingesetzt.

2 Fußball im Konzentrationslager (KZ)
2.1 Vorbemerkung
Bereits kurz nach dem "Anschluss" 1938 werden von den Nationalsozialisten in Österreich Juden von den Vereinsämtern enthoben. Dr. Michl Schwarz, Präsident der Austria Wien, wird als Jude festgenommen, der Vorstand des Vereins wird des Amtes enthoben, alle jüdischen Spieler aus der laufenden Meisterschaft ausgeschlossen. Josef Gerö, Präsident des Wiener Fußballverbandes, wird abgesetzt und in das Konzentrationslager Dachau deportiert. (1939 wieder freigelassen).

Fred Schwarz, ein Zeitzeuge, beschreibt ein Vorkommnis im KZ (Anm. Auschwitz): Ein gewalttätiger SS-Unterscharführer „sieht Feldmann, schnauzt ihn an: ‚Vortreten! Namen!' ‚Ignaz Feldmann.' ‚Beruf!' ‚Fußballer.' Plötzlich ist der Sadist ein anderer Mensch. Hat er doch damals in Wien zusammen mit Feldmann in der Meisterschaft und in der Auswahl gespielt. Er war bei der Austria, Feldmann bei Hakoah... ‚Feldmann soll sich melden, wenn wir bei der Baracke sind.' Ignaz Feldmann wurde in der Folge von dem ehemaligen Fußballerkollegen geschützt.

2.2 Ablenkung, Unterhaltung und Bedrohung
Die SS-Bewacher "spielen" mit KZ-Häftlingen. Und das kann buchstäblich im doppelten Sinn des Wortes verstanden werden. KZ-Häftlinge werden für das Spiel benutzt. Sie sollen für Unterhaltung sorgen. Dabei geht es auch um ihr Leben und ihre Gesundheit. Fußballspiel wird für die Häftlinge Unterhaltung und Bedrohung. Kurt Ladner, Überlebender im Lager Theresienstadt berichtet, der Fußball habe "abgelenkt von allem, was einem am nächsten Tag drohen konnte." Gleichzeitig ist das Ballspiel eine enorme Belastung für die Häftlinge. Vor allem dann, wenn schwer Verletzte vom Platz getragen werden. Ob in Mauthausen, Buchenwald, Auschwitz, Dachau, Ebensee ect, überall werden an Feiertagen Ballspiele veranstaltet. Im Lager Theresienstadt wird – auch zu Propagandazwecken – systematisch Fußball gespielt. Das Lager wird von der SS als Musterghetto inszeniert.

Dieses "Privileg" steht natürlich nur einigen wenigen Häftlingen zur Verfügung. Herbert Schemmel, Lagerschreiber des Konzentrationslagers Neuengamme bei Hamburg, und ehemaliger Spieler von Borussia Halle: "Für die meisten Gefangenen war es auf Grund ihres körperlichen Zustandes aber unmöglich mitzumachen. Vielleicht 60 von 14.000 Neuengammer Häftlingen haben teilgenommen." Jene Häftlinge, die mit ihren Lagerältesten, Kapos oder Vorarbeitern in einer Mannschaft spielen, ihren "Chefs" die Tore auflegen, verbessern ihre Situation erheblich. Sie erhalten als Belohnung Lebensmittel, das die Vorgesetzten den anderen Häftlingen wegnehmen. Und Lebensmittel bedeuten in diesen Tagen Leben.

2.3 Fußball in Buchenwald
Auszug aus der Zeugenaussage eines überlebenden Häftlings im Konzentrationslager Buchenwald. Der Bericht stützt sich auf das Jahr 1939:
"Sinn des Sportes ist es, den Körper zu stählen. Trotzdem in Bu. [Buchenwald Anm. RL] die Bedingungen, Sport zu treiben, nicht rosig waren (wir erinnern an die langen Arbeitszeiten, die schwere Arbeit, die überaus harte Lagerdisziplin), regte sich bei einigen Leuten, vor allem den jüngeren, der Drang, Sport zu betreiben. An Sportanlagen, Gerät usw. war nichts vorhanden. Trotzdem gab es in kurzer Zeit einen Ball, aber auch einen Platz, wenn man so sagen kann. […]
Der Platz wird schließlich zu klein und die Häftlinge benutzen den Appellplatz, der allerdings als Sportplatz ungeeignet ist. Bei jedem Sturz gibt es auf dem harten Boden schwere Verletzungen. Ein eigener Sportplatz wird kurzzeitig auf dem Areal des "Kleinen Lagers" errichtet. Der Zeitzeuge erinnert sich:
"…Von da an nahm der Sport in Bu. Immer größeren Umfang an. Alle Sportarten waren jetzt vertreten, vor allen Dingen Fußball, Handball, Faustball, Schlagball. Im Sommer wurden auch Sportfeste abgehalten, bei denen alle Sportarten zu ihrem Recht kamen. So zog in Bu. der Sport immer weitere Kreise in seinen Bann. Wenn am Anfang viele in Bu. Dagegen waren, dass Sport betrieben wurde, so konnte man jetzt sehen, dass er vielen eine Abwechslung brachte, bei der sie für einige Stunden den Stacheldraht vergaßen. […]
Im KZ-Buchenwald verteidigten mehrere Mannschaften ihren Titel. Die spielstärkste Mannschaft wird von den "Politischen" gestellt. Als das Lager schließlich überfüllt ist, muss der Sportplatz schließlich dem Bau weiterer Baracken weichen. Nach der Schließung des Sportplatzes werden vor allem Boxkämpfe im Lager ausgetragen. Zusammenfassung des Zeitzeugen:
"…Zum Schluß sei gesagt, dass unter den gegebenen Verhältnissen die Sportleistungen gut waren, die Kameradschaft gepflegt wurde und die Veranstaltungen vielen von uns Stunden der Erholung und Entspannung gaben."

Willi Seifert, Plauen i. V., Zeitzeuge, Inhaftierter im Konzentrationslager Buchenwald, erinnert sich:
"Trotzdem in Buchenwald die Bedingungen, Sport zu treiben, nicht rosig waren (lange und schwere Arbeitszeit), regte sich bei einigen Leuten, vor allem den Jüngeren, der Drang, sich sportlich zu betätigen. An Sportanlagen, Geräte usw. war nichts vorhanden. Trotzdem gab es in kurzer Zeit einen Ball, aber auch einen Platz, wenn man so sagen kann. Der Fußball beherrschte das Feld.[…]"

2.4 Fußball in Mauthausen
Fußball wird auch im KZ Mauthausen gespielt. Ab dem Sommer 1943 laufen Sonntags verschiedene Mannschaften auf den Platz. Hans Marsalek, ehemaliger Lagerschreiber im Konzentrationslager Mauthausen und Obmann der österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen beschreibt den Alltag im Lager Mauthausen:
"…Der Sonntagnachmittag diente dazu, die eigene Garderobe herzurichten, Flickarbeiten durchzuführen, Socken zu stopfen, soweit man solche besaß, denn die Mehrzahl der Häftlinge hatte Fußlappen. Weiters wurden Haare geschnitten, man rasierte sich und, wenn man dazu Zeit hatte, suchte man Freunde in anderen Baracken auf. Hie und da gab es ab Sommer 1943 Sonntag nachmittags auch Konzerte, der Häftlingskapellen, manches Mal Boxveranstaltungen und auch Fußballspiele. Nur jene wenigen Häftlinge, die in bevorzugten Arbeitskommandos untergebracht waren und sich relativ gut ernähren konnten, nahmen an diesen Veranstaltungen teil.
In Mauthausen gab es ab 1943 Fußballmannschaften der Deutschen, Spanier, Wiener, Jugoslawen und Polen; in Gusen stellten Deutsche, Polen und Spanier Fußballriegen auf. […]"

Der Wiener Historiker Bertrand Perz verfügt über detaillierte Spielberichte, die zeigen, dass im KZ Mauhausen regelmäßig Fußballspiele stattfinden. So wird beispielsweise am 20. März 1945 ein dreiseitiger Spielbericht "An den Leiter der Fußballspiele Kamerad Unnek Block 7" übermittelt. Auszug:
"Das letzte Spiel zwischen 'Vienna' und der spanischen Meisterelf wurde wieder zu einem großen sportlichen Ereignis. Diesmal siegte die 'Vienna' mit 5:2 Toren und man muss schon sagen, dass dieser Erfolg, wenn auch nicht gerade in dieser Höhe verdient gewesen ist. Die 'Vienna' hatte keinen schwachen Moment, sondern die Stürmerreihe ließ sich nicht in ihrem Angriffswillen erschüttern, die Läufer arbeiteten aufopfernd und in der Verteidigung gab es am Sonntag keinen Fehler. Beide gegnerischen Torerfolge waren unabwendbar. Der Vienna-Tormann hat schwierige Sachen gehalten und Josef und der Nebenmann hielten den Torraum so sauber, wie das bei einem so gefährlichen Angriff wie dem der Spanier nur eben möglich ist. […]"

Am 25. März 1945 finden wieder zwei Spiele statt. Auszug aus dem umfangreichen Bericht über diesen Spielsonntag:
"Zwei Spiele waren an diesem Sonntag fällig: Die traditionelle Begegnung zwischen den Spaniern und den Unnekleuten ['Vienna', Anm R.L.] und das erste Spiel diesen Jahres zwischen der zweiten spanischen Garnitur und einer Kombination Deutscher, Tschechen und Jugoslawen. […]"
Obwohl die "Vienna" mit 1:0 in Führung ging, endete das Match schließlich 1:1. Das Spiel der 2. Garnitur muss abgebrochen werden. Ein Luftangriff zwingt den Schiedsrichter 15 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit das Spiel abzubrechen.

Auch am Ostersonntag 1945 treffen die beiden Mannschaften im Lager Mauthausen aufeinander. Diesmal bezwingt Spanien die "Vienna" mit 5:4.

2.5 Fußball in Ebensee
Privilegierte Häftlinge des Konzentrationslagers Ebensee, im oberösterreichischen Salzkammergut, einem Außenlager des KZ-Mauthausen, können sich ab 1944 manche Feiertage mit Ballspielen vertreiben. Voraussetzung dafür ist, dass es der körperliche Zustand zulässt. Die Arbeitsbedingungen im Lager sind sehr hart:
"Bis zum Sommer 1944 wurde an Sonn- und Feiertagen größtenteils gearbeitet. Im Sommer waren dann ab und zu die Sonntage frei, und einige Male wurde am Appellplatz Fußball oder Volleyball gespielt. Solche Vergnügungen konnten sich nur die kräftigen und privilegierten Häftlinge erlauben; der Großteil war dazu zu schwach. […]"

2.6 Fußball in Sachsenhausen
In verschiedenen Konzentrationslagern werden regelrechte "Länderspiele" veranstaltet. Auf dem Rasen werden politische Konflikte mit dem Ball ausgetragen. Die "Untermenschen" aus Polen dürfen gegen die deutsche Auswahl keine Chancen haben. Odd Nansen, norwegischer Architekt, Sohn des Polarforschers Fridtjof Nansen, ist Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen. Auszug aus seinem Tagebuch vom 2. Mai 1944:
"Jeden Sonntag sind Fußballkämpfe. Sonntag zwischen Norwegen – Tschechoslowakei und Deutschland – Polen. Norwegen gewann, Polen verlor. Diese Kämpfe werden manchmal leidenschaftlich geführt. Das Blut gerät in Wallung, und es kommt vor, dass die Spieler mit den Fäusten aufeinander losgehen. Im Kampf zwischen Polen und Deutschland mussten zwei Spieler das Feld verlassen, weil sie die Fäuste gebraucht hatten, nachdem bereits zwei andere weggetragen worden waren – kampfunfähig."
Odd Nansen schildert in seinen Tagebuchaufzeichnungen, wie absurd der Alltag rund um das Ballspiel verläuft. Wie nahe Tod und Sport im Konzentrationslager beisammen sind:
"Während der Fußballkampf am schlimmsten tobte, kamen zwei gefangene, die eine Leiche auf der Bahre trugen. Den ganzen Platz entlang, an den brüllenden Zuschauern vorbei. Plötzlich wurden auch die Träger sehr interessiert an dem Kampf. Sie setzten die Leiche hin, zündeten ihre Stummel an und begannen, dem Kampf zu folgen. Als der spannende Augenblick vorbei war, gingen sie zur Leiche zurück und setzten den Transport zum Leichenhaus fort, während von sämtlichen Lautsprechern lustige Operettenmusik ertönt."

2.7 Fußball in Auschwitz
In Auschwitz Birkenau liegt der Fußballplatz direkt neben dem Krematorium. Die SS spielt gegen Häftlinge des Sonderkommandos, die für den Transport der Leichen zuständig ist. Daneben wird im "Zigeunerlager" in Auschwitz Ball gespielt. Kurt Hartmann, SS Rapportführer Kurt Hartmann sucht Fußballer. Der ehemaligen Profispieler Walter Stanoski Winter und einige Vereinsspieler melden sich zum Spiel. Trainiert werden Hartmanns Spieler von Winter. Winter: "Einmal waren wir am Spielen, ein paar Juden guckten zu. Es gab nämlich einige jüdische Handwerker bei uns im Lager, in einem gesonderten Block. Da sagt einer von ihnen: 'Ich kann auch Fußball spielen.' So ein kleiner Mensch, vielleicht 1,65, 1,68 Meter groß, er hatte ein bisschen O-Beine. Na. Wir haben trainiert und der Mann war super." Repplinger schildert das erste Spiel dieser Mannschaft im Lager Auschwitz:
"Beim ersten Spiel also trifft das 'Auschwitz-Stammlager' auf die mit einem jüdischen Rechtsaußen verstärkte Elf der Sinti. An diesem Tag schieben nur wenige SS-Männer in den Lagern des KZ Auschwitz Dienst, alle anderen schauen beim Spiel zu. Der Zaun steht ausnahmsweise nicht unter Strom. So lehnen die Lagerinsassen daran und stehen auf den Dächern der Blocks und beobachten das Spielgeschehen. Die Sintis schießen das erste Tor. Winter hat Angst: 'Jetzt bricht die Hölle los!'
Die SS Männer des Stammlagers Auschwitz und die des Lagers Birkenau sind verfeindet. Nach dem Tor schießt die Birkenauer SS. Mal nicht auf Sinti, sondern vor Freude in die Luft. In der zweiten Halbzeit machen die Sinti das 2:0. Winter denkt: 'Junge, Junge, wenn du nur hier wieder heil herauskommst!" Nach dem Spiel geraten sich die SS-Leute in die Haare. Beschimpfen und stoßen sich. Am Ende gewinnen die Sinti mit 2:1. […]"

Die Fußballausrüstung in Auschwitz wird im Lager organisiert. Zimmerer bauen die Tore. Die Trikots werden aus den Kleidern von ermordeten Juden in der Schneiderei genäht. Sattler sind für die Bälle zuständig, die aus Lederabfällen gefertigt werden. Die Duldung des Fußballspiels im Lager hat für das NS-Regime durchaus auch propagandistische Gründe. Repplinger: "Sonntags, wenn die Bewohner der ringsum liegenden Dörfer am KZ Neuengamme vorbeispazieren, sehen sie die Häftlinge beim Fußball. 'Kann so schlimm nicht sein im KZ', denken sie und vergessen die stinkenden, dicken Rauchwolken, die in der Woche aus dem Kamin des Krematoriums kommen."

2.8 Fußball im Ghetto Theresienstadt (Tschechien)
In der kleinen Festung von Theresienstadt, nordwestlich von Prag, im heutigen Tschechien gelegen, wird 1940 von der Gestapo ein Gefängnis eingerichtet. Die große Festung dient während der NS-Ära als Ghetto für 140.000 Jüdinnen und Juden. Theresienstadt dient als Durchzugsstation in eines der Vernichtungslager Treblinka, Auschwitz und Maly Trostinec. Die Bedingungen im Lager sind denkbar schlecht. Die Bewachung erfolgt durch die SS. Auch in Theresienstadt wird Fußball gespielt. Das Lager wird für Propagandazwecke als Musterghetto inszeniert. Fußball wird in drei Ligen samt Pokalwettbewerb gespielt. Der Historiker Hans Günter Adler liefert erste Hinweise, dass es einen organisierten Fußball im Lager gab. Adler, selbst in Theresienstadt und Buchenwald interniert, veröffentlicht 1958 in seinem Buch "Die verheimlichte Wahrheit, Theresienstädter Dokumente" Resultate dieser Liga: "Kleiderkammer – Elektriker 5:1, Gärtner – Köche 2:0, Jugendfürsorge – Ghettowache 2:3" Erstmals wissenschaftlich erforscht wird das Thema Fußball in Theresienstadt von Nicola Schlichting. Die Historikerin aus Hannover recherchiert für das Jahrbuch des Nürnberger Institutes für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2006 erscheint ihr Beitrag "Kleiderkammer schlägt Gärtner 9:3"
"…Fußball in Theresiensdtadt war, so Schlichting, ein Sonderfall. Nur hier gab es einen regelmäßigen Ligabetrieb. Ab Sommer 1943 organisierte eine aus Häftlingen formierte 'Fachgruppe Fußball' Begegnungen in drei Spielklassen: Liga, Division A, Division B. Es gab eine Auf- und Abstiegsregelung. Pokalwettbewerbe mit Setzlisten sowie eine Schiedsrichterkommission. Einige Mannschaften ließen sich vom Fußball draußen inspirieren, eine hieß 'Fortuna Köln'. Die Zahl der Kicker – sieben gegen sieben, wegen der geringen Größe der Spielfelder – und die Spieldauer – zweimal 35 Minuten – wichen vom gewöhnlichen Fußball ab…"

2.9 Propagandafilm für ausländische Beobachter
Theresienstadt wurde vom NS-System für Propagandazwecke genutzt. Der SS-Dokumentarfilm "Theresienstadt – ein Dokumentarfilm aus dem Jüdischen Siedlungsgebiet" (er wird unter dem falschen Titel 'Der Führer schenkt den Juden eine Stadt' bekannt) stellt den Höhepunkt der Propaganda des NS-Systems dar. Der zwischen 1944 und 1945 produzierte Film zeigt auch Szenen eines Fußballspieles im Hof des Lagers. Der Film diente ausschließlich zur Vorführung vor ausländischen Beobachtern. Er wurde beispielsweise 1946 Vertretern des Vatikans, des Internationalen Roten Kreuzes, der Schweiz oder Schwedens vorgeführt. Damit sollte die "Harmlosigkeit" der Lager vorgetäuscht werden.

2.10 Boxkämpfe und andere Sportarten
Boxen ist im KZ Auschwitz die zweitbeliebteste Sportart. Viele Boxkämpfe finden statt. Renommierte Sportler werden dafür eingesetzt. Gewichtsklassen, wie man sie aus den traditionellen Boxkämpfen kennt, gibt es nicht. Der Pole Kolczynski (genannt Kolka) – vor dem Krieg ist er Mitglied der polnischen Nationalstaffel - tritt gegen einen gewichtsmäßig und konditionell stärkeren Deutschen an, den er trotzdem schlägt, da er diesem boxtechnisch überlegen ist. Ähnlich ergeht es dem Polen Tadeusz Pietrzykowski, der den Kapo Walter in einem Boxkampf am 28. März 1941 in der zweiten Runde so hart trifft, dass dieser freiwillig aufgibt. Er gewinnt weitere Boxkämpfe gegen die Deutschen Meyer und Stein, der als Ex-Europameister und Deutscher Meister dem Polen trotz seiner Erfolge unterliegt.

Auch als Foltermethode bzw. Misshandlung von Häftlingen wird Boxen verwendet. Die SS übt Boxschläge an wehrlosen, gefesselten Gefangenen.

Hans Marsalek, über die Rolle des Boxkampfes im Lager Mauthausen:
"…Als Boxer stellten sich wie in Mauthausen so in Gusen vor allem deutsche Kriminelle, einzelne Spanier und auch Polen in den Ring. Ein Faustkampf eines Spaniers oder eines Polen gegen einen Deutschen symbolisierte für viele den Kampf der unterdrückten Völker gegen die deutschen Faschisten, weil es in Mauthausen einem Ausländer nur im Boxring möglich war, einen Deutschen niederzuschlagen, zu besiegen."

Willi Seifert, Plauen i. V., Inhaftierter im Konzentrationslager Buchenwald erinnert sich:
"… Alle Sportarten waren jetzt vertreten, Fußball, Handball, Faustball, Schlagball. So zog der Sport immer weitere Kreise in seinen Bann. Wenn im Anfang viele dagegen waren, dass Sport betrieben wurde, so konnte man jetzt sehen, dass er vielen eine Abwechslung brachte.
Wie in der Freiheit wurden auch in Buchenwald Serienspiele ausgetragen; es bildeten sich mehrere Mannschaften, die daran teilnahmen. Zeitweise spielten 12 Mannschaften, im Anfang auch eine Judenmannschaft, die aber später verboten wurde. Die meisten Mannschaften traten in tadelloser Kluft an, auch die Fußballschuhe waren in Ordnung – man musste sich einfach wundern – wo kam dieses alles her.
Als das Lager übergefüllt wurde, musste der Sportplatz dem Bau neuer Baracken weichen. Trotzdem wurde nochmals ein Vorstoß für einen neuen Sportplatz gemacht, der denn auch im Walde an der Gärtnerei entstand. Noch kurze Zeit wurde hier Sport getrieben, dann bezog die Gärtnerei den Platz, besäte ihn, erntete nicht viel – doch den Sportplatz hatte man uns genommen.
Schon in der Zeit des "organisierten" Sportes wurde auch noch nebenbei Sport getrieben, vor allem Ringtennis. Hier beteiligten sich Alt und Jung. Außerdem bestand eine Gruppe von Sportlern, die das Reck- und Barrenturnen pflegten (Raum Kinohalle). 1943 kam der Boxsport auf, und man muss sagen, dass er auf hoher Stufe stand. Die Boxkämpfe wurden im Walde oder in der Kinohalle abgehalten, bis auch sie verboten wurden. Außerdem wurde der von den Tschechen schon früher geübte Volley-Ball bevorzugt und begeisterte die Massen. Zuletzt tauchte ein Spiel auf, das meistens von Ausländern gespielt wurde, Korbball."

3 Konzentrationslager
In der Folge sollen einige in der Arbeit erwähnte Konzentrationslager näher beschrieben werden. Die Nationalsozialisten geben im April 1933 eine Pressemeldung bekannt, in der die Eröffnung des ersten Konzentrationslagers in der Nähe von Dachau veröffentlicht wird. Der Begriff Konzentrationslager wird keineswegs erklärt. Die Nazis gehen davon aus, dass dieser bereits bekannt ist, was auch stimmt. Bereits Ende des 19. Jhd. (1896) werden auf Kuba Konzentrationslager im Zuge der Niederschlagung der aufständischen Kubaner gegen die spanische Kolonialherrschaft eingerichtet. Aber auch in Deutschland gibt es vor der NS-Herrschaft schon 1921 in Cottbus-Sielow und in Stargard in Pommern Konzentrationslager, die als Abschiebelager für „unerwünschte Ausländer“ genutzt werden.

3.1 KZ Dachau
Das Konzentrationslager Dachau, Nähe München, wird bereits 1933 errichtet und ist eines der ersten Konzentrationslager der SS. Kommandant Theodor Eicke, der später als „Inspekteur“ alle KZs befehligte, wird als Kommandant eingesetzt und gibt eine Lagerordnung vor, die in der Folge von den weiteren Konzentrationslagern übernommen wird. In Dachau und seinen rund 200 Außenlager werden insgesamt ca. 200.000 Menschen inhaftiert. Zu Beginn sind es meist politische Häftlinge und „Asoziale“, darunter Roma und Sinti, die aus rassischen Gründen als „asozial“ gelten. Am Ende des Krieges fungiert Dachau auch als „Auffanglager“, da viele politisch Verfolgte aus dem Osten auf den Todesmärschen nach Westen hier untergebracht werden. Am 29. April 1945 wird das Konzentrationslager Dachau von amerikanischen Truppen befreit. # Quelle!

3.2 KZ Buchenwald
Auf dem Ettersberg bei Weimar in Deutschland wird 1937 das KZ Buchenwald errichtet. Den Namen Buchenwald erhält es nach einer unbestätigten Legende, weil Goethe den Ettersberg als geliebten Ort für Ausflüge wählte und die Nationalsozialisten dies nicht mit dem Konzentrationslager in Verbindung bringen möchten. 1937 sind ca. 2500 Häftlinge in Buchenwald inhaftiert, 1938 bereits rund 18.000. Sie werden zur Zwangsarbeit eingesetzt, hauptsächlich im nahe gelegenen Steinbruch. Nach Kriegsausbruch werden Fabriken für die deutsche Rüstungsindustrie errichtet und die Inhaftierten müssen dafür arbeiten. In Buchenwald haben – im Gegensatz zu den meisten anderen Konzentrationslagern – die politischen Häftlinge, v. a. Kommunisten alle Funktionshäftlingsstellen unter Kontrolle. Im Jahr 1944 sind mehr als 80.000 Personen in Buchenwald und seinen 129 Außenlagern gefangen. (Insgesamt 250.000 Häftlinge, davon sind ca. 50.000 umgekommen.)

3.3 KZ Auschwitz
Das Konzentrationslager Auschwitz in Polen (Nähe Krakau) wird im Mai 1940 errichtet. Im Oktober 1941 wird in 3 Kilometer Entfernung dieses Lagers Auschwitz-Birkenau errichtet. (Benannt nach einem kleinen, in der Zwischenzeit geräumten Dorf Brzezinka – deutsch: Birkenau bzw. auch Auschwitz II genannt.) Die ersten Häftlinge, die in Auschwitz eintreffen, stammen hauptsächlich aus dem polnischen Widerstand und werden zur Zwangsarbeit eingesetzt. Ab September 1941 werden in Auschwitz I und ab März 1942 auch in Auschwitz II systematisch Menschen vergast. Insgesamt werden 40 Außenlager errichtet, das größte und bekannteste davon ist Auschwitz I. G. Farben (auch Auschwitz Monowitz bzw. Auschwitz III). Die Inhaftierten werden hauptsächlich für Zwangsarbeit eingesetzt. In Auschwitz und seinen Außenlagern sind über 1 Million Menschen umgekommen, v. a. Juden, Sinti und Roma sowie Polen.

3.4 KZ Mauthausen
Mauhausen, 1938 eröffnet, war eines der Vernichtungslager. Durch gezielten, schweren Arbeitseinsatz und in weiterer Folge durch Vergasung sind systematische Tötungen der Häftlinge die tägliche Arbeit der Nationalsozialisten. Weiters fungierte die Mordanstalt Schloss Hartheim offiziell als Außenkommando des Konzentrationslagers Mauthausen.

3.5 Emslandlager
In Deutschland zwischen Papenburg im Norden und Lingen im Süden werden 1933 insgesamt 15 Lager eingerichtet, die als Emslandlager benannt werden. Darunter Esterwegen, das 1936 aufgelöst wird, und durch Carl v. Ossietzky (SPD-Politiker), der 1934 inhaftiert wird, bekannt wurde. Hauptsächlich politische Häftlinge werden in den Emslandlagern gefangen gehalten und in den umliegenden Moorlandschaften zur Kultivierung derer – ohne technische Hilfsmittel und unter unmenschlichen Bedingungen - eingesetzt. Insgesamt 50.000 Menschen werden inhaftiert, rund 2.000 davon sterben in den Emslandlagern.

3.6 KZ Sachsenhausen
Bereits 1936 wird in der Nähe von Berlin am Stadtrand von Oranienburg das Konzentrationslager Sachsenhausen errichtet, zeitgleich mit der in Berlin stattfindenden Olympiade. Die Häftlinge, hauptsächlich “Asoziale“ und viele sowjetische Soldaten, werden zur Arbeit im nahe gelegenen Klinkerwerk, später ausschließlich für die deutsche Rüstungsindustrie, gezwungen. Tausende werden in Sachsenhausen ermordet – die SS hat einen Erschießungsgraben, eine Genickschussanlage und ein Krematorium dafür als Mordanstalt mit dem zynischen Namen „Station Z“ (nach dem letzten Buchstaben im Alphabet) eingerichtet. # Quelle!

3.7 KZ Neuengamme
Zuerst als Außenlager des KZ Sachsenhausen, später als selbstständiges Konzentrationslager, wird Neuengamme (Stadtrand von Hamburg) im Dezember 1938 errichtet. Insgesamt werden 40.000 männliche und 10.000 weibliche Häftlinge in Sachsenhausen und seinen rund 70 Außenlagern inhaftiert und großteils zur Zwangsarbeit abkommandiert.

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