Niederoesterreich

Donnerstag, 9. August 2007

Neupölla...

Niederösterreich hat wirklich tolle Ecken...

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Samstag, 14. Januar 2006

St. Pölten - Das Havanna an der Traisen

Arbeiterseelsorge

Wer behauptet, der Balkan beginne am Südbahnhof, irrt. Nein, rund 60 Kilometer westlich von Wien, als sozusagen westlichste Stadt im Osten, liegt St. Pölten.

Bereits der Name kommt etwas holprig über die Lippen: „Sankt Pöllltennn!“ Diesen wenig attraktiven Namen verdankt die Stadt dem Heiligen Hippolyt. Ursprünglich hieß sie - nach dem Fluss - Traisma. Seit der Trennung von Wien im Jahr 1922 hatte Niederösterreich keine eigene Hauptstadt mehr. Erst 1986 – der damalige Landeshauptmann Siegfried Ludwig setzte sich damit ein Denkmal – wurde die Stadt an der Traisen zum Zentrum und zum Sitz der Verwaltung Niederösterreichs bestimmt und somit als Landeshauptstadt geboren.

Die Stadt mit den rund 50.000 Einwohnern hat historisch kaum Höhepunkte erlebt. Weltweites Aufsehen erregte St. Pölten nur einmal – und zwar im Sommer 2004 durch Bischof Krenn und seine Alumnen…
Gibt man „St. Pölten“ in die weltweite Internetsuchmaschine Google ein, erhält man rund 500.000 Suchergebnisse. Bei Graz sind es rund 10 Millionen, Salzburg bringt es auf rund 15 Millionen, Wien auf rund 33 Millionen Suchergebnisse.

Kaum ein Ort dokumentiert besser, wozu die politische Farbenlehre in Österreich führen kann. Hier die rote Stadt, da das schwarze Land. Sozialdemokraten und Volkspartei blockieren sich in St. Pölten gegenseitig. Das ÖVP-dominierte Land lässt keine Gelegenheit aus, um der sozialdemokratisch regierten Stadt zu zeigen, wo Gott wohnt. Und umgekehrt. Das von der ÖVP getragene Landhausviertel wirkt wie ein Fremdkörper im Landschaftsbild. Rund herum gibt es nur mehrspurige Straßen. Nicht einmal Landeshauptmann Erwin Pröll hat es geschafft, einen direkten Durchgang zur Stadt errichten zu lassen. Weil zwei Politiker nicht miteinander konnten, schaut die Stadt so aus, wie sie ausschaut. Der frühere SPÖ-Bürgermeister Willi Gruber (1985 bis 2004) und der seit 1992 regierende ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll waren keine Freunde. Darum endet die sozialdemokratische Stadt vor dem Landhaus der Volkspartei. Dafür rächt sich das Land. Finanzielle Zuwendungen fließen hauptsächlich nach Krems. Mit dem Ergebnis: Krems blüht, St. Pölten darbt.

Landhaus-St-Polten

Seit 1997 prägt das Landhaus der Niederösterreichischen Landesregierung das Stadtbild von St. Pölten. Im Mai 1997 traditionell von Bischof Krenn mit einem Festgottesdienst eröffnet, ist es mittlerweile das ungeliebte Wahrzeichen der Stadt. Architektonisch ist es ein ambitioniertes Objekt aus viel Glas und Metall. Es wirkt klar, transparent und offen. Architekt Ernst Hoffmann hat einen guten Arbeitsplatz für 3.000 Beamte geschaffen. Leider hat das Landhaus die Öffnung zur Stadt nie wirklich geschafft. Das „rote“ St. Pölten hat das „schwarze“ Landhaus nie wirklich angenommen.

Ausländische Touristen haben Probleme, St. Pölten zu finden. Offiziell gibt es nur Regional- oder Eilzüge („Beschleunigte“), die nach St. Pölten fahren. Keine Anzeigentafel eines IC oder EC weist darauf hin, dass der Zug auch in der Landeshauptstadt stehen bleibt. Der IC 544, „Oberösterreichische Landesmuseen“, hat folgende Streckenauflistung: Wien – Linz – Attnang Puchheim – Bad Aussee – Steinach Irdning. Der EC 163, „Transalpin“: Basel – Zürich – Buchs – Feldkirch – Innsbruck – Kufstein – Salzburg – Linz – Wien. IC 645, „Heeresgeschichtliches Museum“: Salzburg – Linz – Wien. Die Denkweise der ÖBB ist damit klar dokumentiert: Wer will schon nach St. Pölten?

Wer trotzdem am – wie es in St. Pölten heißt – „Landeshauptstadtbahnhof“ ankommt, spürt den unvergleichlichen Charme des Ostens. Das Bahnhofsgebäude wäre eine ideale Filmkulisse: morbid, alt, rostig. Pläne für einen Umbau des Bahnhofes gibt es seit vielen Jahren. Neuerdings heißt es, dass im Jahr 2013 um rund 155 Millionen Euro ein neuer Landeshauptstadtbahnhof errichtet werden soll. Bleibt abzuwarten, ob es dazu kommt. Gleich hinter dem Bahnhof, Richtung Norden, ist der „Gewerkschaftsplatz“. Der Name sagt schon einiges über seine Atmosphäre aus. Er wirkt wie aus den sechziger Jahren übrig geblieben. Den Mühlweg entlang Richtung Herzogenburgerstraße befindet sich die schmucklose sozialistische Architektur der 50er Jahre. Monumentale Gemeindebauten. Der Geruch der Glanzstoff-Fabrik liegt seit 1903 beißend süßlich in der Luft. Als Fremder erkennt man an dem Gestank immerhin, dass man in St. Pölten ist. Sollte man noch Zweifel haben, hilft einem die Gastronomie: fast jedes Lokal hat ein „Landeshauptstadtstüberl“. Man ist wirklich stolz auf den Titel.


Vor dem Bahnhofsgebäude, Richtung Süden, beginnt die Fußgängerzone. Sie zeigt die beste Seite der Landeshauptstadt. Zahlreiche Spuren des Baumeisters Jakob Prandtauer aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert sind hier zu bewundern. Auch die barocke Innenstadt ist sehenswert. Lieblich. Nett. Beschaulich. Auch Freunde des Jugendstils kommen im Zentrum der Stadt auf ihre Kosten. Das schönste Jugendstilgebäude der Stadt, das "Olbrichhaus", Kremser Gasse 41, wurde 1899 vom Architekten der Wiener Secession, Joseph Maria Olbrich, errichtet. Dazwischen gibt es allerdings Fassaden, die eher an Havanna erinnern. Heruntergekommen. Kaputt. Aber irgendwie pittoresk.

Die Wiener Straße war schon in der Römerzeit eine der beiden Hauptstraßen der Stadt. Nach 1100 wurde sie zum Zentrum der vom Bischof von Passau angelegten bürgerlichen Kaufmannsiedlung. Daran, dass sie als europäischer Reiseweg Bedeutung hatte, erinnern zahlreiche ehemalige Einkehrgasthöfe. Heute findet man dort die typischen Planungsfehler (nicht nur) Niederösterreichs. Riesige Einkaufzentren am Stadtrand haben das Geschäftesterben eingeleitet, von dem auch St. Pölten nicht verschont geblieben ist. Auch die Landeshauptstädter setzen sich lieber ins Auto und fahren zur nächsten Shopping City. Das Geschäft ums Eck bleibt buchstäblich auf der Strecke. Die Wiener Straße prägen heruntergelassene Rollläden, kaputte Geschäfte. Überall sieht man Schilder: „zu vermieten“, „zu verkaufen".

Eierautomat

St. Pölten hat wahrscheinlich ein unlösbares Problem: es liegt zu nahe an Wien. Lange vor Einbruch der Dunkelheit werden daher die Gehsteige hochgeklappt. Die Schüler sind längst wieder nach Zwettl, Gmünd oder Krems zurückgekehrt. Und die Landesbeamten sitzen am Wiener Spittelberg.

Trotzdem mag ich St. Pölten. Irgendwie.

Kontaktanzeige

St. Pölten: "Jung gebliebene Dame" gesucht... Was hier wirklich vom "jung gebliebenen" Junggesellen an der Traisen gesucht wird, ist unklar...

Kontaktanzeige

Freitag, 6. Januar 2006

Silvester in Gars am Kamp

Hotel-Gars-am-Kamp1

Jahreswechsel im Waldviertel...

Saegewerk-Nirnsee-Gars

Samstag, 17. Dezember 2005

Die Mörwald Posse

Die Familie Niederösterreich is(s)t bei Mörwald...

Neues Landhaus

Darsteller

Toni Mörwald

Starkoch, betreibt mehrere Restaurants in Niederösterreich und Wien. Das "Mörwald-Imperium" umfasst zahlreiche Firmen und wird gemeinsam mit Ehefrau Eva Pregesbauer-Mörwald geführt.

Ernst Strasser

Ex-Landesgeschäftsführer der NÖ ÖVP; Ex ÖVP Innenminister, Toni Mörwald und Ernst Strasser betreiben gemeinsam die BCD, Business Consulting & Development GmbH, eine Import-Export-Firma.

Alfred Riedl

ÖVP Landtagsabgeordneter, fungiert als Steuerberater des Starkochs. Riedl ist Bürgermeister von Grafenwörth, wo ihn Anton Mörwald senior als Vizebürgermeister unterstützt. Daneben sitzt Riedl im Aufsichtsrat der "NÖ Kulturwirtschafts GmbH", aus deren Umfeld Mörwald immer wieder Catering-Aufträge erhält.

Stephan Pröll
Sohn von Landeshauptmann Erwin Pröll. Organisiert im Mörwald Betrieb "Kloster UND" die Vermietung der Seminarräume und managt Veranstaltungen des Weinkollegs.

Erwin Pröll

Landeshauptmann in Niederösterreich

Heidemarie Onodi
Landeshauptmann Stellvertreterin. Chefin der SPÖ Niederösterreich.

1. Akt

Starkoch Toni Mörwald kommt in finanzielle Nöte. Der rasche Aufstieg des jüngsten Haubenkochs in Österreich ging offenbar nicht gut. Mörwald im Wirtshaus & Restaurant "Zur Traube", Mörwald im Restaurant "Schloss Grafenegg", Mörwald im "Fontana", Mörwald im "Ambassador", Mörwald im "Kloster UND", Mörwald in der Kunsthalle Krems, Mörwald in der Kantine im Bundesministerium für Finanzen. Hauben kommen und gehen. Aber Toni Mörwald hat prominente Freunde in der Politik. ÖVP und SPÖ versuchen in der Landesregierung – an der Öffentlichkeit vorbei – mittels eines "Verschluss-Aktes" dem Haubenkoch unter die Arme zu greifen. Ein Direktzuschuss des Landes von 100.000 Euro und ein zinsenfreies Darlehen in der Höhe von 250.000 Euro wird beschlossen. Zusätzlich soll, so die Pläne der Landesregierung, Mörwald von der Hypobank weitere 100.000 Euro und ein zinsenloses Darlehen von 250.000 Euro erhalten. Die Rechnung wird ohne den Wirt gemacht. Der "Verschluss-Akt" findet den Weg in die Öffentlichkeit. ÖVP, SPÖ und der Starkoch tauchen unter.

2. Akt

Die Medien graben. Namhafte Helfer des Haubenkochs werden gefunden. Ernst Strasser ist der erste Politiker mit ÖVP Vergangenheit, der im Zusammenhang mit dem Mörwald-Imperium auftaucht. Strasser betreibt mit seinem Freund Toni Mörwald eine Firma. Was die gemeinsame Firma genau macht, kann Strasser nicht sagen. Gehandelt werde etwa mit Jordanien. Was genau im- und exportiert werde, wisse er nicht, sagt Strasser. Schließlich sei er selbst nicht operativ tätig. Alfred Riedl sagt gar nichts. Aus gutem Grund. Politisch, wirtschaftlich und auch privat kennt man sich in Grafenwörth. Riedl ist Bürgermeister von Grafenwörth, Mörwald senior ist Vizebürgermeister. Riedl kennt die finanzielle Lage Mörwalds genau. Er ist Mörwalds Steuerberater. Die Gattin Mörwalds hat eine Privatstiftung, Riedl sitzt im Vorstand. Bei Kulturveranstaltungen des Landes Niederösterreich betreibt Mörwald meist das Catering für die Gäste. Gut, dass Riedl im Aufsichtsrat der NÖ Kulturgesellschaft GmbH sitzt. Stephan Pröll, Sohn des Landeshauptmanns, war bisher Animateur in der Türkei. Nun organisiert er Veranstaltungen im Kloster UND in Krems. Das Gehalt für den Landeshauptmannsohn kommt von Raiffeisen. Das Lokal im Kloster UND betreibt Toni Mörwald.

3. Akt

Heidemarie Onodi (SPÖ) ist nervös. Sie hat guten Grund. Die Genossen haben den Verschluss-Akt in der Landesregierung mit beschlossen. Dies obwohl Mörwald ein guter Kunde des Arbeitsinspektorates ist. Die Genossen – allen voran die NÖ Arbeiterkammer - wissen davon. Mit der Arbeitszeit der MitarbeiterInnen wird es im Mörwald-Imperium offenbar nicht so genau genommen. Vor allem Lehrlinge wissen ein Lied davon zu singen. Die Genossen haben ein schlechtes Gewissen. Aber sie haben von den Kollegen in der Volkspartei gelernt: untertauchen hilft.

4. Akt

Erwin Pröll tritt auf. Der Handymastenexperte hat Erfahrung mit Krisensituationen. Der Verschluss-Akt wird verschlossen. Der Beschluss der Landesregierung wird auf Eis gelegt. Mörwald muss bis März 2006 auf sein Geld warten. Bis dahin, so das Kalkül, wird sich schon wieder alles beruhigt haben.

Vorhang.

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