Montag, 4. Mai 2009

Sport im Konzentrationslager

Dachau 1933

1 Sport im Konzentrationslager
1.1 Einleitung
"Sport" im Zusammenhang mit Konzentrationslager klingt zynisch. Unter Sport stellt man sich im allgemeinen Vergnügen, Freizeit und Spaß vor. Konzentrationslager sind Einrichtungen, deren primäres Ziel die Vernichtung von Menschen war. Voraussetzungen für Sport ist Gesundheit, genügende Ernährung, körperliche Unversehrtheit, gute Kondition. All das ist für die Häftlinge nicht gegeben. Häftlinge sind unterernährt, krank und von der Zwangsarbeit gezeichnet.

- Sport als Propagandamittel: Sport wird vom NS-System eingesetzt, um der nationalen und internationalen Öffentlichkeit vorzutäuschen, dass die Häftlinge gut behandelt werden.

- "Sport" – als Misshandlungsinstrument

- Sport als Abwechslung für das Bewachungspersonal

- "Belohnung": Ab 1942 Weisung von Himmler, Sportveranstaltungen im KZ durchführen zu lassen. Hintergrund: Produktivität musste gesteigert werden. KZ-Häftlingen wurden als Arbeitskräfte gebraucht.

1.2 "Sport" als Tortur
In den meisten Konzentrationslagern wird Sport als Tortur, Misshandlung oder Strafe der Häftlinge missbraucht. Bereits auf dem Weg ins Lager werden die Gefangenen brutal von der SA vor sich her getrieben. Im Konzentrationslager Hainewalde (Sachsen) müssen die Häftlinge "nach stundenlangem Fußmarsch – bei dem einzelne zwischen zwei Fahrräder gebunden wurden, auf denen SA-Leute saßen – ein Spalier von SA-Schlägern vom Vorhof über die Freitreppe bis hinauf zur Schlossbalustrade passieren." Der Weg vom Bahnhof zu den Emslandmoorlagern ist zum Teil 28 Kilometer lang und muss ganz oder streckenweise zu Fuß zurückgelegt werden – ohne Rücksicht auf Alte, Kranke oder Verletzte und unter Schlägen, Prügeln und anderen Schikanen. So auch vom Bahnhof Bad Schandau nach Hohnstein. Die Häftlinge werden "die zirka 15 Kilometer bergauf im Dauerlauf nach Hohnstein getrieben und dort im Spießrutenlauf, mit Gummiknüppeln, Ochsenziemern und Peitschen mit Stahlkugeln an den Enden gehetzt."

Die Ankunft im Lager sieht nicht unähnlich aus: So müssen sich die Häftlinge in der Lichtenburg mehrmals auf dem Hof hinlegen, ihn im Laufschritt überqueren, werden unter Hieben und mit Kolbenstößen über Treppen gejagt. Ein Gefangener aus Esterwegen berichtet über den "Empfang" durch die KZ-Bewacher: "Dauerlauf, Hinwerfen, Aufspringen, Hinwerfen, Aufspringen, Hinwerfen, Körper nach rechts rollen, nach links rollen. Geht es dem Posten zu langsam, dann helfen Gewehrkolbenstöße und Fußtritte nach. An den Geschundenen ist kein trockener Faden mehr, kein unbeschmutzter Fleck, viele erbrechen sich, die Päckchen mit geringen Habseligkeiten sind über das Feld zerstreut. In den meisten Fällen ist ihr Inhalt im Sande verstreut, weil der Posten Fußball damit gespielt hat. Dann geht es in die Kleiderkammer, in die Baracken zum Platzanweisen."

In Sachsenburg ist der so genannte "Sachsengruß" eine besondere Tortur. Mit dem Gesicht zur Wand müssen sich die Gefangenen aufstellen, Arme hinter dem Kopf verschränken und in dieser Stellung lange Zeit regungslos verharren. Dabei werden sie mit Gewehrkolben oder Knüppeln geschlagen und wehe ihnen, wenn dabei die Arme nach unten sinken... Andere Neuankömmlinge müssen stundenlang in Hochstellung ausharren, werden mit Fußtritten malträtiert, wenn sie straucheln. In der Turnhalle sitzen auf Bänken im Reitsitz zusammengepfercht weitere Häftlinge, die auf die Einteilung in die Korporalschaften warten, dürfen nicht austreten und mussten stattdessen ‚Sport’ machen.

In den Unterkünften veranstalten die Aufseher "’Saalsport’, wobei die Häftlinge unter und über die Pritschen kriechen, auf Tische klettern und auf dem Boden rutschen mussten." Gefangene müssen nicht nur schweren Arbeitsdienst unter unmenschlichen Bedingungen leisten, werden geschlagen, gefoltert, sondern bei jeder Gelegenheit misshandelt. Etliche KZ-Kommandanten, Lagerführer und Aufseher agieren skrupellos und ohne Rücksicht auf menschliches Leben. In Esterwegen treibt Kompanieführer Kaiser und seinesgleichen die Gefangenen "beim Rollen, Robben, Hüpfen, Hinlegen usw. bis an die Postenkette" und SS-Leute schießen auf ein verabredetes Zeichen wegen angeblicher Fluchtgefahr auf die Gefangenen. Andere werden beim ‚Sport’ gehetzt. Verschärfter ‚Sport’ ist das Strafexerzieren, das in Esterwegen – aber auch in anderen Konzentrationslagern noch zu den geringsten Strafmaßnahmen gegenüber Inhaftierten zählt. Schon aus geringstem Anlass werden Häftlinge mit Strafexerzieren auf dem Appellplatz bestraft.

1.2.1 "Sport Machen", das "Rennen auf Leben und Tod"
Die Berliner Sportwissenschafterin und Historikerin Veronika Springmann hat sich intensiv mit "Sport" im Konzentrationslager befasst. Jene Form des "Sportes", der sadistische Quälerei an Häftlingen bedeutet. Von ihr stammt das Bild: "Sport Machen", das "Rennen auf Leben und Tod". Der deutsche Politikwissenschafter Wolf Oschlies spricht in diesem Zusammenhang von "Quasi-Sport" . Tausende Gefangene werden in den Lagern vom Bewachungspersonal stundenlang mit "gymnastischen Übungen" gequält. Oschlies: "Die Übungen trugen harmlose Namen – 'Froschhüpfen', 'Rollen', 'Entengang', 'Bärengang' ect. – waren tatsächlich aber sadistische Quälerei. […]" Der Journalist und Autor Roger Reppling schildert in einem der wenigen Artikel zu diesem Thema den "Sport" für Neuankömmlinge im Konzentrationslager:
"…Es beginnt zu regnen. Die neuen Häftlinge sind ein paar Schritte gelaufen, etwas mühsam, da die Beine vom Hocken in der Kniebeuge steif geworden sind, da brüllt der SS-Mann: 'Alles hinlegen!' Der letzte Häftling ist noch nicht am Boden, da brüllt der Adlernasige: 'Auf-marsch, Marsch!' Der 'Sport' beginnt. Hinlegen, aufstehen, hinlegen, aufstehen. Dann müssen die Häftlinge hüpfen wie ein Frosch und dazu quaken, dann müssen sie über die nasse Erde rollen. Dann brüllt der Lange mit der Peitsche wieder: 'Auf- marsch, marsch!'[…]"
Diese Tortur dauert oft Stunden. Die Neuankömmlinge werden ihrer Würde beraubt. Nur die Starken halten durch. Für die Schwachen bedeutet diese Tortur oft den sicheren Tod.

Wieslaw Kielar, Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz, schildert den "Sport" als ständige Tortur im Alltag des Konzentrationslagers:
"Wir hatten ein äußerst vielseitiges Tagesprogramm. Dafür sorgten schon immer unsere Kapos und die SS-Männer. Sie überboten sich gegenseitig im Ausdenken neuer Folterungen. Man könnte meinen, ganz harmloser. Den ganzen Tag machten wir Sport: Hüpfen, Rollen, Tanzen, Kniebeugen."

#Problem der Begriffsbestimmung: Paul Martin Neurath, Häftling in den Konzentrationslagern Dachau (inhaftiert 1938) und Buchenwald (inhaftiert 1939) bezeichnet Begriffe für "Froschhüpfen, Rollen, Raupen" sowohl mit Sport, als auch mit militärischem Strafexerzieren. Damit wird systematische Folter von den Betroffenen selbst zum "Sport" erklärt. Veronika Springmann verwendet daher in ihrer Untersuchung über Sport im Konzentrationslager den Begriff "Körpertechniken" um sich damit dem Begriff "Sport machen" anzunähern.

Friedrich Maase, Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen (inhaftiert 1939/40), verwendet in seiner Beschreibung den Begriff "Sport" im Zusammenhang mit systematischer Folter: "Nachmittags mussten wir zum Exerzieren antreten. Die alten Lagerinsassen nannten es 'Sport'. Mit uns traten auch die Häftlinge von zwei weiteren Blocks, im ganzen ca. 300 Mann an, die einen Tag vor uns im Lager angekommen waren, […]"

Auch andere Lagerinsassen benutzen vielfach den Begriff "Sport", wenn sie von Folter oder Misshandlungen der SS-Aufseher berichten. Stellvertretend hier der Erlebnisbericht aus dem KZ Mauthausen von KZ Häftling Joseph Drexels (inhaftiert 1944/45):
"…Ein beliebter Sport war auch, die Häftlinge nackt an die Wand zu stellen und mit Holzkugeln, die einem alten Criquetspiel entnommen waren, nach ihnen zu werfen. Es wurde heftig geworfen und die harten Kugeln verursachten schwere Verletzungen und Rippenbrüche. Mit Vorliebe wurde auf die Geschlechtsteile gezielt, woran sich auch die Damen beteiligten…"

Das Ziel der Tortur ist klar: Lagerinsassen zu schwächen und zu erniedrigt. Der Häftlingsbestand soll dadurch "reduziert" werden. Springmann: "'Sport machen' war ein Instrument zur Stärkung des arischen Mannes und zugleich zur Vernichtung der schwachen und kranken Körper." Jeder neue Häftling wird im Konzentrationslager dieser Prozedur, "Strafsport" im NS-Jargon bezeichnet, unterzogen. Neuankommende Gefangene werden tagelang am Appellplatz gequält. Die Neuzugänge werden beschimpft und brutal misshandelt. Diese Tortur diente zur Einschüchterung. Wer sich widersetzt, wird auf der Stelle ermordet. Hans Marsalek, Lagerschreiber des Konzentrationslagers Mauthausen: "Damit wurde der Zweck verfolgt, jeden Gedanken an Auflehnung und Widerstand von vornherein zur ersticken."

1957, im Zuge einer Einvernahmen durch die zuständige Staatsanwaltschaft, bestätigt ein führender Aufseher des KZ Sachsenhausen das System dieses "Strafsportes". Auszug aus der Einvernahme des SS Hauptscharführer Gustav Sorge, Aufseher in den Konzentrationslager Esterweger und bis 1942 Rapportführer im Konzentrationslager Sachsenhausen, durch die Bonner Staatsanwaltschaft im Jahr 1957:
"R[ichter]: Bestanden irgendwelche Anweisungen bezüglich des Sporttreibens bei Neuzugängen?
S[orge]: Es war so, dass der Lagerführer stets bestimmte, wer am Strafsport teilzunehmen hatte.
R[ichter]: Ich habe bisher aus den Zeugenaussagen den Eindruck gewonnen, dass sämtliche Neuzugänge erst mehrere Tage auf dem Appellplatz herumgejagt wurden.
S[orge]: Ja, das war durchschnittlich der Fall […]."

1.2.2 Wandel 1942 - KZ-Häftlinge werden als Arbeitskräfte gebraucht
Ab 1942 bekommt der Begriff "Sport machen" eine neue Bedeutung in den einzelnen Konzentrationslagern. Die Häftlinge werden nun auch als Arbeitskräfte gebraucht. Springmann:
"Es ist jedoch davon auszugehen, dass Sport als Praxis der Gewalt ab 1942 einem Funktionswandel unterworfen war: Mit der Entscheidung Himmlers, Oswald und Pohl und zahlreichen anderen Akteuren, dem Arbeitseinsatz in den Konzentrationslagern eine größere Bedeutung zuzumessen, veränderte sich der Diskurs über die Situation der Häftlinge in den Konzentrationslagern grundlegend. Sie werden nun als "Arbeitskräfte" zur Kenntnis genommen."

Natürlich ändert sich dadurch nichts an den täglichen Misshandlungen an den Häftlingen. Aber nun wird "Sport" auch als Mittel für Belohnung und Abwechslung und nicht mehr nur zur Vernichtung der Häftlinge eingesetzt.

2 Fußball im Konzentrationslager (KZ)
2.1 Vorbemerkung
Bereits kurz nach dem "Anschluss" 1938 werden von den Nationalsozialisten in Österreich Juden von den Vereinsämtern enthoben. Dr. Michl Schwarz, Präsident der Austria Wien, wird als Jude festgenommen, der Vorstand des Vereins wird des Amtes enthoben, alle jüdischen Spieler aus der laufenden Meisterschaft ausgeschlossen. Josef Gerö, Präsident des Wiener Fußballverbandes, wird abgesetzt und in das Konzentrationslager Dachau deportiert. (1939 wieder freigelassen).

Fred Schwarz, ein Zeitzeuge, beschreibt ein Vorkommnis im KZ (Anm. Auschwitz): Ein gewalttätiger SS-Unterscharführer „sieht Feldmann, schnauzt ihn an: ‚Vortreten! Namen!' ‚Ignaz Feldmann.' ‚Beruf!' ‚Fußballer.' Plötzlich ist der Sadist ein anderer Mensch. Hat er doch damals in Wien zusammen mit Feldmann in der Meisterschaft und in der Auswahl gespielt. Er war bei der Austria, Feldmann bei Hakoah... ‚Feldmann soll sich melden, wenn wir bei der Baracke sind.' Ignaz Feldmann wurde in der Folge von dem ehemaligen Fußballerkollegen geschützt.

2.2 Ablenkung, Unterhaltung und Bedrohung
Die SS-Bewacher "spielen" mit KZ-Häftlingen. Und das kann buchstäblich im doppelten Sinn des Wortes verstanden werden. KZ-Häftlinge werden für das Spiel benutzt. Sie sollen für Unterhaltung sorgen. Dabei geht es auch um ihr Leben und ihre Gesundheit. Fußballspiel wird für die Häftlinge Unterhaltung und Bedrohung. Kurt Ladner, Überlebender im Lager Theresienstadt berichtet, der Fußball habe "abgelenkt von allem, was einem am nächsten Tag drohen konnte." Gleichzeitig ist das Ballspiel eine enorme Belastung für die Häftlinge. Vor allem dann, wenn schwer Verletzte vom Platz getragen werden. Ob in Mauthausen, Buchenwald, Auschwitz, Dachau, Ebensee ect, überall werden an Feiertagen Ballspiele veranstaltet. Im Lager Theresienstadt wird – auch zu Propagandazwecken – systematisch Fußball gespielt. Das Lager wird von der SS als Musterghetto inszeniert.

Dieses "Privileg" steht natürlich nur einigen wenigen Häftlingen zur Verfügung. Herbert Schemmel, Lagerschreiber des Konzentrationslagers Neuengamme bei Hamburg, und ehemaliger Spieler von Borussia Halle: "Für die meisten Gefangenen war es auf Grund ihres körperlichen Zustandes aber unmöglich mitzumachen. Vielleicht 60 von 14.000 Neuengammer Häftlingen haben teilgenommen." Jene Häftlinge, die mit ihren Lagerältesten, Kapos oder Vorarbeitern in einer Mannschaft spielen, ihren "Chefs" die Tore auflegen, verbessern ihre Situation erheblich. Sie erhalten als Belohnung Lebensmittel, das die Vorgesetzten den anderen Häftlingen wegnehmen. Und Lebensmittel bedeuten in diesen Tagen Leben.

2.3 Fußball in Buchenwald
Auszug aus der Zeugenaussage eines überlebenden Häftlings im Konzentrationslager Buchenwald. Der Bericht stützt sich auf das Jahr 1939:
"Sinn des Sportes ist es, den Körper zu stählen. Trotzdem in Bu. [Buchenwald Anm. RL] die Bedingungen, Sport zu treiben, nicht rosig waren (wir erinnern an die langen Arbeitszeiten, die schwere Arbeit, die überaus harte Lagerdisziplin), regte sich bei einigen Leuten, vor allem den jüngeren, der Drang, Sport zu betreiben. An Sportanlagen, Gerät usw. war nichts vorhanden. Trotzdem gab es in kurzer Zeit einen Ball, aber auch einen Platz, wenn man so sagen kann. […]
Der Platz wird schließlich zu klein und die Häftlinge benutzen den Appellplatz, der allerdings als Sportplatz ungeeignet ist. Bei jedem Sturz gibt es auf dem harten Boden schwere Verletzungen. Ein eigener Sportplatz wird kurzzeitig auf dem Areal des "Kleinen Lagers" errichtet. Der Zeitzeuge erinnert sich:
"…Von da an nahm der Sport in Bu. Immer größeren Umfang an. Alle Sportarten waren jetzt vertreten, vor allen Dingen Fußball, Handball, Faustball, Schlagball. Im Sommer wurden auch Sportfeste abgehalten, bei denen alle Sportarten zu ihrem Recht kamen. So zog in Bu. der Sport immer weitere Kreise in seinen Bann. Wenn am Anfang viele in Bu. Dagegen waren, dass Sport betrieben wurde, so konnte man jetzt sehen, dass er vielen eine Abwechslung brachte, bei der sie für einige Stunden den Stacheldraht vergaßen. […]
Im KZ-Buchenwald verteidigten mehrere Mannschaften ihren Titel. Die spielstärkste Mannschaft wird von den "Politischen" gestellt. Als das Lager schließlich überfüllt ist, muss der Sportplatz schließlich dem Bau weiterer Baracken weichen. Nach der Schließung des Sportplatzes werden vor allem Boxkämpfe im Lager ausgetragen. Zusammenfassung des Zeitzeugen:
"…Zum Schluß sei gesagt, dass unter den gegebenen Verhältnissen die Sportleistungen gut waren, die Kameradschaft gepflegt wurde und die Veranstaltungen vielen von uns Stunden der Erholung und Entspannung gaben."

Willi Seifert, Plauen i. V., Zeitzeuge, Inhaftierter im Konzentrationslager Buchenwald, erinnert sich:
"Trotzdem in Buchenwald die Bedingungen, Sport zu treiben, nicht rosig waren (lange und schwere Arbeitszeit), regte sich bei einigen Leuten, vor allem den Jüngeren, der Drang, sich sportlich zu betätigen. An Sportanlagen, Geräte usw. war nichts vorhanden. Trotzdem gab es in kurzer Zeit einen Ball, aber auch einen Platz, wenn man so sagen kann. Der Fußball beherrschte das Feld.[…]"

2.4 Fußball in Mauthausen
Fußball wird auch im KZ Mauthausen gespielt. Ab dem Sommer 1943 laufen Sonntags verschiedene Mannschaften auf den Platz. Hans Marsalek, ehemaliger Lagerschreiber im Konzentrationslager Mauthausen und Obmann der österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen beschreibt den Alltag im Lager Mauthausen:
"…Der Sonntagnachmittag diente dazu, die eigene Garderobe herzurichten, Flickarbeiten durchzuführen, Socken zu stopfen, soweit man solche besaß, denn die Mehrzahl der Häftlinge hatte Fußlappen. Weiters wurden Haare geschnitten, man rasierte sich und, wenn man dazu Zeit hatte, suchte man Freunde in anderen Baracken auf. Hie und da gab es ab Sommer 1943 Sonntag nachmittags auch Konzerte, der Häftlingskapellen, manches Mal Boxveranstaltungen und auch Fußballspiele. Nur jene wenigen Häftlinge, die in bevorzugten Arbeitskommandos untergebracht waren und sich relativ gut ernähren konnten, nahmen an diesen Veranstaltungen teil.
In Mauthausen gab es ab 1943 Fußballmannschaften der Deutschen, Spanier, Wiener, Jugoslawen und Polen; in Gusen stellten Deutsche, Polen und Spanier Fußballriegen auf. […]"

Der Wiener Historiker Bertrand Perz verfügt über detaillierte Spielberichte, die zeigen, dass im KZ Mauhausen regelmäßig Fußballspiele stattfinden. So wird beispielsweise am 20. März 1945 ein dreiseitiger Spielbericht "An den Leiter der Fußballspiele Kamerad Unnek Block 7" übermittelt. Auszug:
"Das letzte Spiel zwischen 'Vienna' und der spanischen Meisterelf wurde wieder zu einem großen sportlichen Ereignis. Diesmal siegte die 'Vienna' mit 5:2 Toren und man muss schon sagen, dass dieser Erfolg, wenn auch nicht gerade in dieser Höhe verdient gewesen ist. Die 'Vienna' hatte keinen schwachen Moment, sondern die Stürmerreihe ließ sich nicht in ihrem Angriffswillen erschüttern, die Läufer arbeiteten aufopfernd und in der Verteidigung gab es am Sonntag keinen Fehler. Beide gegnerischen Torerfolge waren unabwendbar. Der Vienna-Tormann hat schwierige Sachen gehalten und Josef und der Nebenmann hielten den Torraum so sauber, wie das bei einem so gefährlichen Angriff wie dem der Spanier nur eben möglich ist. […]"

Am 25. März 1945 finden wieder zwei Spiele statt. Auszug aus dem umfangreichen Bericht über diesen Spielsonntag:
"Zwei Spiele waren an diesem Sonntag fällig: Die traditionelle Begegnung zwischen den Spaniern und den Unnekleuten ['Vienna', Anm R.L.] und das erste Spiel diesen Jahres zwischen der zweiten spanischen Garnitur und einer Kombination Deutscher, Tschechen und Jugoslawen. […]"
Obwohl die "Vienna" mit 1:0 in Führung ging, endete das Match schließlich 1:1. Das Spiel der 2. Garnitur muss abgebrochen werden. Ein Luftangriff zwingt den Schiedsrichter 15 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit das Spiel abzubrechen.

Auch am Ostersonntag 1945 treffen die beiden Mannschaften im Lager Mauthausen aufeinander. Diesmal bezwingt Spanien die "Vienna" mit 5:4.

2.5 Fußball in Ebensee
Privilegierte Häftlinge des Konzentrationslagers Ebensee, im oberösterreichischen Salzkammergut, einem Außenlager des KZ-Mauthausen, können sich ab 1944 manche Feiertage mit Ballspielen vertreiben. Voraussetzung dafür ist, dass es der körperliche Zustand zulässt. Die Arbeitsbedingungen im Lager sind sehr hart:
"Bis zum Sommer 1944 wurde an Sonn- und Feiertagen größtenteils gearbeitet. Im Sommer waren dann ab und zu die Sonntage frei, und einige Male wurde am Appellplatz Fußball oder Volleyball gespielt. Solche Vergnügungen konnten sich nur die kräftigen und privilegierten Häftlinge erlauben; der Großteil war dazu zu schwach. […]"

2.6 Fußball in Sachsenhausen
In verschiedenen Konzentrationslagern werden regelrechte "Länderspiele" veranstaltet. Auf dem Rasen werden politische Konflikte mit dem Ball ausgetragen. Die "Untermenschen" aus Polen dürfen gegen die deutsche Auswahl keine Chancen haben. Odd Nansen, norwegischer Architekt, Sohn des Polarforschers Fridtjof Nansen, ist Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen. Auszug aus seinem Tagebuch vom 2. Mai 1944:
"Jeden Sonntag sind Fußballkämpfe. Sonntag zwischen Norwegen – Tschechoslowakei und Deutschland – Polen. Norwegen gewann, Polen verlor. Diese Kämpfe werden manchmal leidenschaftlich geführt. Das Blut gerät in Wallung, und es kommt vor, dass die Spieler mit den Fäusten aufeinander losgehen. Im Kampf zwischen Polen und Deutschland mussten zwei Spieler das Feld verlassen, weil sie die Fäuste gebraucht hatten, nachdem bereits zwei andere weggetragen worden waren – kampfunfähig."
Odd Nansen schildert in seinen Tagebuchaufzeichnungen, wie absurd der Alltag rund um das Ballspiel verläuft. Wie nahe Tod und Sport im Konzentrationslager beisammen sind:
"Während der Fußballkampf am schlimmsten tobte, kamen zwei gefangene, die eine Leiche auf der Bahre trugen. Den ganzen Platz entlang, an den brüllenden Zuschauern vorbei. Plötzlich wurden auch die Träger sehr interessiert an dem Kampf. Sie setzten die Leiche hin, zündeten ihre Stummel an und begannen, dem Kampf zu folgen. Als der spannende Augenblick vorbei war, gingen sie zur Leiche zurück und setzten den Transport zum Leichenhaus fort, während von sämtlichen Lautsprechern lustige Operettenmusik ertönt."

2.7 Fußball in Auschwitz
In Auschwitz Birkenau liegt der Fußballplatz direkt neben dem Krematorium. Die SS spielt gegen Häftlinge des Sonderkommandos, die für den Transport der Leichen zuständig ist. Daneben wird im "Zigeunerlager" in Auschwitz Ball gespielt. Kurt Hartmann, SS Rapportführer Kurt Hartmann sucht Fußballer. Der ehemaligen Profispieler Walter Stanoski Winter und einige Vereinsspieler melden sich zum Spiel. Trainiert werden Hartmanns Spieler von Winter. Winter: "Einmal waren wir am Spielen, ein paar Juden guckten zu. Es gab nämlich einige jüdische Handwerker bei uns im Lager, in einem gesonderten Block. Da sagt einer von ihnen: 'Ich kann auch Fußball spielen.' So ein kleiner Mensch, vielleicht 1,65, 1,68 Meter groß, er hatte ein bisschen O-Beine. Na. Wir haben trainiert und der Mann war super." Repplinger schildert das erste Spiel dieser Mannschaft im Lager Auschwitz:
"Beim ersten Spiel also trifft das 'Auschwitz-Stammlager' auf die mit einem jüdischen Rechtsaußen verstärkte Elf der Sinti. An diesem Tag schieben nur wenige SS-Männer in den Lagern des KZ Auschwitz Dienst, alle anderen schauen beim Spiel zu. Der Zaun steht ausnahmsweise nicht unter Strom. So lehnen die Lagerinsassen daran und stehen auf den Dächern der Blocks und beobachten das Spielgeschehen. Die Sintis schießen das erste Tor. Winter hat Angst: 'Jetzt bricht die Hölle los!'
Die SS Männer des Stammlagers Auschwitz und die des Lagers Birkenau sind verfeindet. Nach dem Tor schießt die Birkenauer SS. Mal nicht auf Sinti, sondern vor Freude in die Luft. In der zweiten Halbzeit machen die Sinti das 2:0. Winter denkt: 'Junge, Junge, wenn du nur hier wieder heil herauskommst!" Nach dem Spiel geraten sich die SS-Leute in die Haare. Beschimpfen und stoßen sich. Am Ende gewinnen die Sinti mit 2:1. […]"

Die Fußballausrüstung in Auschwitz wird im Lager organisiert. Zimmerer bauen die Tore. Die Trikots werden aus den Kleidern von ermordeten Juden in der Schneiderei genäht. Sattler sind für die Bälle zuständig, die aus Lederabfällen gefertigt werden. Die Duldung des Fußballspiels im Lager hat für das NS-Regime durchaus auch propagandistische Gründe. Repplinger: "Sonntags, wenn die Bewohner der ringsum liegenden Dörfer am KZ Neuengamme vorbeispazieren, sehen sie die Häftlinge beim Fußball. 'Kann so schlimm nicht sein im KZ', denken sie und vergessen die stinkenden, dicken Rauchwolken, die in der Woche aus dem Kamin des Krematoriums kommen."

2.8 Fußball im Ghetto Theresienstadt (Tschechien)
In der kleinen Festung von Theresienstadt, nordwestlich von Prag, im heutigen Tschechien gelegen, wird 1940 von der Gestapo ein Gefängnis eingerichtet. Die große Festung dient während der NS-Ära als Ghetto für 140.000 Jüdinnen und Juden. Theresienstadt dient als Durchzugsstation in eines der Vernichtungslager Treblinka, Auschwitz und Maly Trostinec. Die Bedingungen im Lager sind denkbar schlecht. Die Bewachung erfolgt durch die SS. Auch in Theresienstadt wird Fußball gespielt. Das Lager wird für Propagandazwecke als Musterghetto inszeniert. Fußball wird in drei Ligen samt Pokalwettbewerb gespielt. Der Historiker Hans Günter Adler liefert erste Hinweise, dass es einen organisierten Fußball im Lager gab. Adler, selbst in Theresienstadt und Buchenwald interniert, veröffentlicht 1958 in seinem Buch "Die verheimlichte Wahrheit, Theresienstädter Dokumente" Resultate dieser Liga: "Kleiderkammer – Elektriker 5:1, Gärtner – Köche 2:0, Jugendfürsorge – Ghettowache 2:3" Erstmals wissenschaftlich erforscht wird das Thema Fußball in Theresienstadt von Nicola Schlichting. Die Historikerin aus Hannover recherchiert für das Jahrbuch des Nürnberger Institutes für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2006 erscheint ihr Beitrag "Kleiderkammer schlägt Gärtner 9:3"
"…Fußball in Theresiensdtadt war, so Schlichting, ein Sonderfall. Nur hier gab es einen regelmäßigen Ligabetrieb. Ab Sommer 1943 organisierte eine aus Häftlingen formierte 'Fachgruppe Fußball' Begegnungen in drei Spielklassen: Liga, Division A, Division B. Es gab eine Auf- und Abstiegsregelung. Pokalwettbewerbe mit Setzlisten sowie eine Schiedsrichterkommission. Einige Mannschaften ließen sich vom Fußball draußen inspirieren, eine hieß 'Fortuna Köln'. Die Zahl der Kicker – sieben gegen sieben, wegen der geringen Größe der Spielfelder – und die Spieldauer – zweimal 35 Minuten – wichen vom gewöhnlichen Fußball ab…"

2.9 Propagandafilm für ausländische Beobachter
Theresienstadt wurde vom NS-System für Propagandazwecke genutzt. Der SS-Dokumentarfilm "Theresienstadt – ein Dokumentarfilm aus dem Jüdischen Siedlungsgebiet" (er wird unter dem falschen Titel 'Der Führer schenkt den Juden eine Stadt' bekannt) stellt den Höhepunkt der Propaganda des NS-Systems dar. Der zwischen 1944 und 1945 produzierte Film zeigt auch Szenen eines Fußballspieles im Hof des Lagers. Der Film diente ausschließlich zur Vorführung vor ausländischen Beobachtern. Er wurde beispielsweise 1946 Vertretern des Vatikans, des Internationalen Roten Kreuzes, der Schweiz oder Schwedens vorgeführt. Damit sollte die "Harmlosigkeit" der Lager vorgetäuscht werden.

2.10 Boxkämpfe und andere Sportarten
Boxen ist im KZ Auschwitz die zweitbeliebteste Sportart. Viele Boxkämpfe finden statt. Renommierte Sportler werden dafür eingesetzt. Gewichtsklassen, wie man sie aus den traditionellen Boxkämpfen kennt, gibt es nicht. Der Pole Kolczynski (genannt Kolka) – vor dem Krieg ist er Mitglied der polnischen Nationalstaffel - tritt gegen einen gewichtsmäßig und konditionell stärkeren Deutschen an, den er trotzdem schlägt, da er diesem boxtechnisch überlegen ist. Ähnlich ergeht es dem Polen Tadeusz Pietrzykowski, der den Kapo Walter in einem Boxkampf am 28. März 1941 in der zweiten Runde so hart trifft, dass dieser freiwillig aufgibt. Er gewinnt weitere Boxkämpfe gegen die Deutschen Meyer und Stein, der als Ex-Europameister und Deutscher Meister dem Polen trotz seiner Erfolge unterliegt.

Auch als Foltermethode bzw. Misshandlung von Häftlingen wird Boxen verwendet. Die SS übt Boxschläge an wehrlosen, gefesselten Gefangenen.

Hans Marsalek, über die Rolle des Boxkampfes im Lager Mauthausen:
"…Als Boxer stellten sich wie in Mauthausen so in Gusen vor allem deutsche Kriminelle, einzelne Spanier und auch Polen in den Ring. Ein Faustkampf eines Spaniers oder eines Polen gegen einen Deutschen symbolisierte für viele den Kampf der unterdrückten Völker gegen die deutschen Faschisten, weil es in Mauthausen einem Ausländer nur im Boxring möglich war, einen Deutschen niederzuschlagen, zu besiegen."

Willi Seifert, Plauen i. V., Inhaftierter im Konzentrationslager Buchenwald erinnert sich:
"… Alle Sportarten waren jetzt vertreten, Fußball, Handball, Faustball, Schlagball. So zog der Sport immer weitere Kreise in seinen Bann. Wenn im Anfang viele dagegen waren, dass Sport betrieben wurde, so konnte man jetzt sehen, dass er vielen eine Abwechslung brachte.
Wie in der Freiheit wurden auch in Buchenwald Serienspiele ausgetragen; es bildeten sich mehrere Mannschaften, die daran teilnahmen. Zeitweise spielten 12 Mannschaften, im Anfang auch eine Judenmannschaft, die aber später verboten wurde. Die meisten Mannschaften traten in tadelloser Kluft an, auch die Fußballschuhe waren in Ordnung – man musste sich einfach wundern – wo kam dieses alles her.
Als das Lager übergefüllt wurde, musste der Sportplatz dem Bau neuer Baracken weichen. Trotzdem wurde nochmals ein Vorstoß für einen neuen Sportplatz gemacht, der denn auch im Walde an der Gärtnerei entstand. Noch kurze Zeit wurde hier Sport getrieben, dann bezog die Gärtnerei den Platz, besäte ihn, erntete nicht viel – doch den Sportplatz hatte man uns genommen.
Schon in der Zeit des "organisierten" Sportes wurde auch noch nebenbei Sport getrieben, vor allem Ringtennis. Hier beteiligten sich Alt und Jung. Außerdem bestand eine Gruppe von Sportlern, die das Reck- und Barrenturnen pflegten (Raum Kinohalle). 1943 kam der Boxsport auf, und man muss sagen, dass er auf hoher Stufe stand. Die Boxkämpfe wurden im Walde oder in der Kinohalle abgehalten, bis auch sie verboten wurden. Außerdem wurde der von den Tschechen schon früher geübte Volley-Ball bevorzugt und begeisterte die Massen. Zuletzt tauchte ein Spiel auf, das meistens von Ausländern gespielt wurde, Korbball."

3 Konzentrationslager
In der Folge sollen einige in der Arbeit erwähnte Konzentrationslager näher beschrieben werden. Die Nationalsozialisten geben im April 1933 eine Pressemeldung bekannt, in der die Eröffnung des ersten Konzentrationslagers in der Nähe von Dachau veröffentlicht wird. Der Begriff Konzentrationslager wird keineswegs erklärt. Die Nazis gehen davon aus, dass dieser bereits bekannt ist, was auch stimmt. Bereits Ende des 19. Jhd. (1896) werden auf Kuba Konzentrationslager im Zuge der Niederschlagung der aufständischen Kubaner gegen die spanische Kolonialherrschaft eingerichtet. Aber auch in Deutschland gibt es vor der NS-Herrschaft schon 1921 in Cottbus-Sielow und in Stargard in Pommern Konzentrationslager, die als Abschiebelager für „unerwünschte Ausländer“ genutzt werden.

3.1 KZ Dachau
Das Konzentrationslager Dachau, Nähe München, wird bereits 1933 errichtet und ist eines der ersten Konzentrationslager der SS. Kommandant Theodor Eicke, der später als „Inspekteur“ alle KZs befehligte, wird als Kommandant eingesetzt und gibt eine Lagerordnung vor, die in der Folge von den weiteren Konzentrationslagern übernommen wird. In Dachau und seinen rund 200 Außenlager werden insgesamt ca. 200.000 Menschen inhaftiert. Zu Beginn sind es meist politische Häftlinge und „Asoziale“, darunter Roma und Sinti, die aus rassischen Gründen als „asozial“ gelten. Am Ende des Krieges fungiert Dachau auch als „Auffanglager“, da viele politisch Verfolgte aus dem Osten auf den Todesmärschen nach Westen hier untergebracht werden. Am 29. April 1945 wird das Konzentrationslager Dachau von amerikanischen Truppen befreit. # Quelle!

3.2 KZ Buchenwald
Auf dem Ettersberg bei Weimar in Deutschland wird 1937 das KZ Buchenwald errichtet. Den Namen Buchenwald erhält es nach einer unbestätigten Legende, weil Goethe den Ettersberg als geliebten Ort für Ausflüge wählte und die Nationalsozialisten dies nicht mit dem Konzentrationslager in Verbindung bringen möchten. 1937 sind ca. 2500 Häftlinge in Buchenwald inhaftiert, 1938 bereits rund 18.000. Sie werden zur Zwangsarbeit eingesetzt, hauptsächlich im nahe gelegenen Steinbruch. Nach Kriegsausbruch werden Fabriken für die deutsche Rüstungsindustrie errichtet und die Inhaftierten müssen dafür arbeiten. In Buchenwald haben – im Gegensatz zu den meisten anderen Konzentrationslagern – die politischen Häftlinge, v. a. Kommunisten alle Funktionshäftlingsstellen unter Kontrolle. Im Jahr 1944 sind mehr als 80.000 Personen in Buchenwald und seinen 129 Außenlagern gefangen. (Insgesamt 250.000 Häftlinge, davon sind ca. 50.000 umgekommen.)

3.3 KZ Auschwitz
Das Konzentrationslager Auschwitz in Polen (Nähe Krakau) wird im Mai 1940 errichtet. Im Oktober 1941 wird in 3 Kilometer Entfernung dieses Lagers Auschwitz-Birkenau errichtet. (Benannt nach einem kleinen, in der Zwischenzeit geräumten Dorf Brzezinka – deutsch: Birkenau bzw. auch Auschwitz II genannt.) Die ersten Häftlinge, die in Auschwitz eintreffen, stammen hauptsächlich aus dem polnischen Widerstand und werden zur Zwangsarbeit eingesetzt. Ab September 1941 werden in Auschwitz I und ab März 1942 auch in Auschwitz II systematisch Menschen vergast. Insgesamt werden 40 Außenlager errichtet, das größte und bekannteste davon ist Auschwitz I. G. Farben (auch Auschwitz Monowitz bzw. Auschwitz III). Die Inhaftierten werden hauptsächlich für Zwangsarbeit eingesetzt. In Auschwitz und seinen Außenlagern sind über 1 Million Menschen umgekommen, v. a. Juden, Sinti und Roma sowie Polen.

3.4 KZ Mauthausen
Mauhausen, 1938 eröffnet, war eines der Vernichtungslager. Durch gezielten, schweren Arbeitseinsatz und in weiterer Folge durch Vergasung sind systematische Tötungen der Häftlinge die tägliche Arbeit der Nationalsozialisten. Weiters fungierte die Mordanstalt Schloss Hartheim offiziell als Außenkommando des Konzentrationslagers Mauthausen.

3.5 Emslandlager
In Deutschland zwischen Papenburg im Norden und Lingen im Süden werden 1933 insgesamt 15 Lager eingerichtet, die als Emslandlager benannt werden. Darunter Esterwegen, das 1936 aufgelöst wird, und durch Carl v. Ossietzky (SPD-Politiker), der 1934 inhaftiert wird, bekannt wurde. Hauptsächlich politische Häftlinge werden in den Emslandlagern gefangen gehalten und in den umliegenden Moorlandschaften zur Kultivierung derer – ohne technische Hilfsmittel und unter unmenschlichen Bedingungen - eingesetzt. Insgesamt 50.000 Menschen werden inhaftiert, rund 2.000 davon sterben in den Emslandlagern.

3.6 KZ Sachsenhausen
Bereits 1936 wird in der Nähe von Berlin am Stadtrand von Oranienburg das Konzentrationslager Sachsenhausen errichtet, zeitgleich mit der in Berlin stattfindenden Olympiade. Die Häftlinge, hauptsächlich “Asoziale“ und viele sowjetische Soldaten, werden zur Arbeit im nahe gelegenen Klinkerwerk, später ausschließlich für die deutsche Rüstungsindustrie, gezwungen. Tausende werden in Sachsenhausen ermordet – die SS hat einen Erschießungsgraben, eine Genickschussanlage und ein Krematorium dafür als Mordanstalt mit dem zynischen Namen „Station Z“ (nach dem letzten Buchstaben im Alphabet) eingerichtet. # Quelle!

3.7 KZ Neuengamme
Zuerst als Außenlager des KZ Sachsenhausen, später als selbstständiges Konzentrationslager, wird Neuengamme (Stadtrand von Hamburg) im Dezember 1938 errichtet. Insgesamt werden 40.000 männliche und 10.000 weibliche Häftlinge in Sachsenhausen und seinen rund 70 Außenlagern inhaftiert und großteils zur Zwangsarbeit abkommandiert.

Montag, 5. Januar 2009

Wiener Währinger Jüdischer Friedhof 1938 - 1945

25062008042

Der Währinger Friedhof um 1932. Quelle: Juedisches Museum der Stadt Wien

"Der Währinger Jüdische Friedhof – Ein Ort der Erinnerung?"

Seminararbeit an der
Universität Wien, Institut für Zeitgeschichte
eingereicht bei:
Prof. Dr. Frank Stern


Thema:
Der Währinger Jüdische Friedhof in der Zeit von 1938–1945

Wien, 2008

"Museum unter freiem Himmel."
Tina Walzer




1 Geschichte des Währinger Jüdischen Friedhofes
Auf dem gesamten Areal des Währinger Parks befindet sich ursprünglich der Ortsfriedhof von Währing. Der Bereich für den jüdischen Friedhof in Währing wird 1784 von der jüdischen Gemeinde in Wien angekauft und beinhaltet auch das Gebiet, wo heute der "Schnitzlerhof" steht. Nach Schließung aller innerhalb der Linien gelegenen Friedhöfe unter Josef II. müssen auch die Juden einen Friedhof außerhalb der Linien errichten. Zu diesem Zwecke kauft die jüdische Kultusgemeinde 1784 ein Grundstück neben dem katholischen Währinger Friedhof. Der am Beginn der heutigen Döblinger Hauptstraße gelegene Friedhof wird noch im selben Jahr eröffnet und 1835 bzw. 1857 erweitert. Obwohl am 4.3.1879 die Sperre beschlossen wird (ab 5.3.1879 erfolgen die Bestattungen auf der am 19.10.1877 übergebenen Abteilung auf dem Zentralfriedhof), durften Grüfte noch bis 1884 belegt werden. Rund 30.000 jüdische Menschen, so Tina Walzer, sind auf dem Währinger Friedhof bestattet. Der christliche Teil des Friedhofes wird auf den Wiener Zentralfriedhof verlegt und in einen Park umgewandelt. Der jüdische Friedhof kann allerdings nicht verlegt werden. Martha Keil, stellvertretende Direktorin des Institutes für Geschichte der Juden in Österreich: "Nach jüdischem Religionsgesetz kann jedoch eine Umwidmung nicht so einfach erfolgen: Der Grabstein ist ewiges Eigentum des Toten, seine Entfernung verletzt den Totenfrieden und jüdisches Recht." Auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde liegen alle soziale Gruppen nebeneinander begraben: Gründer der Wiener Kultusgemeinde, Industrielle, Intellektuelle, Künstler wie Handwerker und einfache Arbeiter. Am 26. November 1891 beschließt der der Wiener Gemeinderat die Auflassung des Friedhofs, kann sich aber mit der IKG nicht einigen. Der Stadtrat entscheidet deshalb am 30. Mai 1893, von weiteren Schritten Abstand zu nehmen. Auch die Israelitische Kultusgemeinde (IGK) überlegt 1903 eine Umgestaltung in einen öffentlichen Park. Wege werden angelegt, Bäume gepflanzt. Eine Umbettung der Toten oder die Verlegung von Grabsteinen erfolgt allerdings nicht. Der Friedhof bleibt in seiner Form bis in die 40er Jahre unverändert.

1923 leben 201.513 Juden und Jüdinnen in Wien. Damit ist Wien die drittgrößte jüdische Gemeinde in Europa.

1.1 Der Friedhof in den 1930er Jahren
Eine Reportage der Wiener "Reichspost" vom 2. Jänner 1931 dokumentiert den Zustand des Währinger Friedhofes in den frühern 1930er Jahre. Unter dem Titel: "Der Währinger israelitische Friedhof" erscheint der unter "M.A." gezeichnete Artikel. Auszüge:
"Durch eine recht geheimnisvoll anmutende, inzwischen aber rasch aufgeklärte Angelegenheit, den Fund von abgetrennten menschlichen Zehen im Währinger israelitischen Friedhof, ist die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese heute schon fast unbekannte, aber doch höchst merkwürdige Begräbnisstätte gelenkt worden, deren Entstehung in das 18. Jahrhundert zurückreicht.
[…]
Ein Besuch dieser alten Begräbnisstätte lohnt sich. Tiefe Stille umfängt den Eintretenden, nicht einmal der Straßenlärm scheint die hohen Mauern zu überklettern. Allerlei gefiedertes Volk flattert erschreckt und förmlich ungehalten, in seiner Idylle gestört zu werden, auf. Alte mächtige Bäume, echte Friedhofgewächse wie Trauerweiden, Zypressen, Zedern, Buchs, aber auch Kastanien und sogar Nussbäume behüten den Gartenfrieden. Es ist schier unheimlich, als einziger Lebender unter so vielen Toten zu weilen.
Der Friedhof ist in schönster Ordnung gehalten. Manch ein Grab ist noch wohl gepflegt und mit Blumen bepflanzt. Die meisten Gräber allerdings – mehr als ein halbes Jahrhundert ist seit der Auflassung des Friedhofes verflossen – sind schon vergessen. Viele Inschriften der Grabsteine, teils deutsch, teils hebräisch, zum Teil auch in beiden Lettern gehalten, sind bereits verwittert und unleserlich. Die Grabsteine selbst sind zumeist denen der katholischen Friedhöfe ähnlich; abgebrochene Säulen sind als Symbole geknickter Lebenshoffnung besonders zahlreich.
[…]"
Sieben Jahre später, nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich, 1938, endet die Beschaulichkeit und Idylle auf dem Währinger jüdischen Friedhof.

1936 leben 176.034 Juden und Jüdinnen in Wien.

2 Jüdische Friedhöfe im NS-Staat
Das NS-Regime regelt und reglementiert das Leben der jüdischen BewohnerInnen in allen Lebenslagen. Diskriminierung, Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung wird zentral aus Berlin gesteuert. Die Ruhestätten der Juden und Jüdinnen werden hingegen bis zum Ende des Krieges den Kommunen und Gemeinden überlassen. Der deutsche Historiker Andreas Wirsching: "Offenkundig aber besaß die Frage der jüdischen Friedhöfe für die Reichsregierung und die Parteiführung keine obere Priorität." Diesem Umstand ist zu verdanken, dass nicht alle jüdischen Friedhöfe während der NS-Ära endgültig vernichtet werden. Zahlreiche Gemeinden und Städte haben ein vitales Interesse an den Friedhöfen, liegen sie meist in wertvollem Bebauungsgebiet und wären ideal für die Bebauung. In Deutschland kann erst ab 1938 die Enteignung und Umwidmung jüdischen Eigentums in Angriff genommen werden. Mit der "Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens" vom 3. Dezember 1938 wird der Zwangsverkauf jüdischen Vermögens ermöglicht. Im Paragraph 6 der Verordnung heißt es unmissverständlich:
"Einem Juden […] kann aufgegeben werden, […] sein sonstiges Grundeigentum oder andere Vermögensteile ganz oder teilweise binnen einer Frist zu veräußern…"
Ab 1942 wird diese Verordnung systematisch für die "Arisierung" der jüdischen Friedhöfe im Deutschen Reich angewendet. Die Gemeinden erhalten damit eine Handhabe in den Besitz der jüdischen Ruhestätten zu gelangen.

3 Der Währinger Friedhof im NS-Staat
Ab 1938 wird der jüdische Friedhof in Währing von den Nationalsozialisten als "Baustofflager" missbraucht. Grabsteine werden als Baumaterial verwendet. Auf dem Friedhof wird ein Materiallager errichtet. Im November 1938 kommt es im Zuge der Novemberpogrome auch zu Verwüstungen und Vandalenakte auf dem Währinger Friedhof. Der Schaden wird 1953 von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien mit 35.000 Schilling beziffert. Mitte August 1941, Monate vor dem Abschluss des Kaufvertrags im Februar 1942, beginnen Baggerarbeiten für die Errichtung eines Luftschutzraumes. Die deutsche Heeresverwaltung plant die Errichtung einer Bunkeranlage. Dieser Plan kann offenbar im Zuge des Krieges nicht mehr umgesetzt werden. Im Jänner 1942 berichtet Stadtkämmerer Dr. Walter Hanke den Wiener Ratsherren, dass auf dem Areal des Währinger Friedhofes "bereits mit der Erbauung eines Luftschutzbunkers begonnen wurde, der nach dem Kriege als Garage verwendet werden kann." Schließlich wird Wasser in das vorhandene Loch gefüllt und der Löschteich angelegt. Der Plan auf jüdischen Friedhöfen Luftschutzbunker zu errichten ist kein Einzelfall: Auch in Hamburg/Altona wird zur selben Zeit in den Jahren 1941/42 auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof Ottensen ein Hochbunker der Nationalsozialisten errichtet.

Am 31. Juli 1941 leben 43.811 Juden und Jüdinnen in Wien.

3.1 Zerstörung für Luftschutzbunker bzw. Löschteich
Rund 2000 Gräber des Währinger Friedhofes fallen zwischen 14. Juli und 19. August 1941 den Bauarbeiten für den Luftschutzbunker bzw. Löschteich zum Opfer. Eine Fläche von 2.500 m2 mit drei Metern Tiefe wird mit Baggern ausgehoben. Das Erdreich wird, so Tina Walzer, als Straßenbaumaterial oder zur Befüllung von Bombentrichtern unter anderem auch auf dem Areal des jetzigen Westbahnhofes verwendet. Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde unter Dr. Ernst Feldsberg bitten die Gestapo um Erlaubnis, die Knochen bei den Bauarbeiten einzusammeln und wiederbestatten zu dürfen. Zeitzeuge Ernst Feldsberg (damals Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde) erinnert sich:
"Es war für mich, der ich damals Leiter der Friedhöfe war, eine selbstverständliche jüdische Pflicht, ohne Rücksicht auf meine persönliche Sicherheit mich zur Gestapo auf den Morzinplatz zu begeben, mit der Bitte, zuzustimmen, dass die gleichzeitig mit dem Erdreich ausgehobenen Gebeine unter den Fangarmen eingesammelt werden. Vier Personen […] haben durch zwei Wochen täglich unter Lebensgefahr unter den Baggern die Knochen gesammelt und in bereitgestellte große Kisten gelegt. Die sterblichen Überreste dieser 2.000 Toten wurden in einem Sammelgrab auf dem Zentralfriedhof, IV. Tor, Gruppe 22, bestattet…"

Dadurch gelingt es der Kultusgemeinde, einige bedeutende Persönlichkeiten vom Währinger Friedhof auf den Zentralfriedhof umzubetten.

3.2 Enteignung durch die Stadt Wien
Am 8. Jänner 1942 beschließen die Ratsherren der Stadt Wien die Auflösung aller jüdischen Friedhöfe. Den Vorsitz dabei führt Philipp Wilhelm Jung. Der Währinger Friedhof wird, so Martha Keil, durch Intervention des Beamten Robert Kraus vom Wiener Kulturamt in eine Grünanlage und ein angebliches Vogelschutzgebiet umgewidmet. Das stenographische Protokoll der Ratsherren vom 8. Jänner 1942 gibt Einblick, wie die Stadt Wien mit vorhanden jüdischen Friedhöfen umgeht. Berichterstatter Stadtkämmerer Dr. Franz Hanke, er ist SA-Brigadeführer:
"Zur Regelung der Frage der jüdischen Friedhöfe in Wien ist mit der Israelitischen Kultusgemeinde mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde für das Vermögen der Kultusgemeinde die folgende Vereinbarung getroffen worden:
Da die Angelegenheit auch einen politischen Einschlag hat, wurde Sie dem Stellvertretenden Gauleiter vorgelegt, dessen Abänderungsvorschlag in der Vereinbarung berücksichtigt worden ist.
1.) Der alte Währinger israelitische Friedhof zwischen der Döblinger Hauptstraße und dem Währinger Park liegt mitten im verbauten Gebiet, sein weiterer Bestand kann nicht länger geduldet werden. Der Kreis IX der NSDAP hat die Beseitigung dieses jüdischen Friedhofes verlangt.
Die Israelitische Kultusgemeinde verlangte für diese Grundstücke einen Kaufpreis von 334.000 RM, während das städtische Schätzamt den Grund als im Parkschutzgebiet liegend mit 4 RM pro qm2, somit mit 96.220 RM bewertet.
Nach mehrfachen Verhandlungen stimmte die Kultusgemeinde diesem Schätzpreis zu.
Auf diesem Friedhof befinden sich ungefähr 8000 Grabsteine. Die Kultusgemeinde schätzte den Wert der Grabsteine auf 450.000 RM …[… Kopie unleserlich]
Da nach Ansicht der Gemeindeverwaltung die Grabsteine aber nicht Eigentum der Kultusgemeinde sondern der Grabstellenbesitzer sind, wurde schließlich vereinbart, daß im Wege einer Kundmachung den Angehörigen der auf dem Friedhof Bestatteten die Möglichkeit geboten wird, innerhalb einer Frist von 3 Monaten auf ihre Kosten die Exhumierung der Leichen und die Abtragung und Wegschaffung der Grabsteine durchzuführen, wobei die innerhalb dieser Frist nicht weggeschafften Grabsteine der Stadt Wien verbleiben. Da dieser Friedhof seit ungefähr 60 Jahren nicht mehr belegt wurde, ist anzunehmen, daß von der angegebenen Möglichkeit nur sehr wenig Gebrauch gemacht und die größere Zahl der Steine der Stadt Wien verblieben wird. Die Kultusgemeinde verlangte eine Frist von mindestens einem halben Jahr, es konnte jedoch nur die dreimonatige Frist zugestanden werden.
Diese Grundfläche liegt im Parkschutzgebiet und soll zu einer Grünanlage ausgestattet werden. Bemerkt wird, daß auf diesem Grund bereits mit der Erbauung eines Luftschutzbunkers begonnen wurde, der nach dem Kriege als Garage verwendet werden kann."
Die dreimonatige Frist ist eine zynische Forderung der NS-Funktionäre. Sie wissen genau, dass innerhalb dieser Frist die Abtragung der Grabsteine unmöglich ist. Zu dieser Zeit sind bereits alle Juden und Jüdinnen vertrieben oder in Konzentrationslagern interniert.

Nach der großen Deportationswelle nach Theresienstadt zwischen Juni und Oktober 1942 leben nur mehr rund 8.600 Juden und Jüdinnen in Wien.

Auch die jüdischen Friedhöfe in Mödling, Klosterneuburg, Floridsdorf, Großenzersdorf und Schwechat (Zentralfriedhof 4. Tor) werden von der Stadt Wien zu ihren Bedingungen "gekauft". Der Vertrag aus dem Jahre 1891 zwischen der Stadt Wien und der israelitischen Kultusabteilung beim Ersten Tor des Zentralfriedhofes wird aufgelöst. Dieser Friedhof soll, so die Ratsherren, noch bis Ende 1942 für "Beilegungen in bereits bestehende Gräber" belassen werden. Am 25. Februar 1942 wird der Währinger Friedhof offiziell "arisiert". Helga Embacher:
"Mit dem der IKG aufgezwungenen Kaufvertrag vom 25.2.1942 erwarb die Stadt Wien um 319.544 RM den jüdischen Friedhof mit den Friedhofsgründen ('Liebfrauengründe') in Kaiser Ebersdorf (Zentralfriedhof 4. Tor) sowie die Friedhöfe in Währing, Alt-Leopoldau (Floridsdorfer Friedhof […])und Groß-Enzersdorf…"
Für den Währinger Friedhof werden 96.220 RM verrechnet. Der Kaufvertrag wird zwischen der Stadt Wien (Käufer) und der IKW [Israelitischer Kultusgemeinde Wien, Anm. RL] "Zentralstelle für jüdische Auswanderer" (Verkäufer) abgeschlossen. Die "Zentralstelle für jüdische Auswanderer" fungiert als Aufsichtsbehörde für das Vermögen der Israelitischen Kultusgemeinde. SS-Obersturmführer Adolf Eichmann ist mit der Aufsicht der IKW beauftragt. Er ist seit Dezember 1939 "Sonderbevollmächtigter für das Vermögen der Israelitischen Kultusgemeinde Ostmark". Am 31. Oktober, nach Beendigung der Deportationen, wird der IKW die staatliche Anerkennung entzogen. Vom Vermögen (rund 7 Millionen RM) verbleiben nur mehr rund 300.000 RM. "Der Rest", so Helga Embacher, "floss in den so genannten 'Auswandererfonds für Böhmen und Mähren' um das KZ Theresienstadt zu erhalten".

Im Dezember 1944 leben 5.799 Juden und Jüdinnen in Wien.

3.3 Schändung des Friedhofes für "NS-Rassenkunde"
3.3.1 Dr. Viktor Christian, Universität Wien

Bereits im Frühjahr 1939 gibt es in Wien nationalsozialistische Exhumierungspläne zum "Zweck antrophologischer Forschungen." Unter der Leitung von Dr. Viktor Christian, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Wien und Leiter der "Lehr und Forschungsstätte für den Vorderen Orient", eine Institution von Heinrich Himmlers "Ahnenerbe", werden Bestattete aus dem Friedhof ausgegraben. Dr. Viktor Christian ist nach Ansicht Tina Walzers, jener, der "die Weichen für die Exhumierungsaktionen des Naturhistorischen Museums auf dem jüdischen Friedhof in Währing stellte." Die "Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte 'Deutsche Ahnenerbe'" wird 1935 von Reichsführer SS, Heinrich Himmler, gegründet und widmet sich vor allem der Rassenideologie. Der Verein beschäftigt sich unter anderem mit medizinischen Forschungen, wobei auch grausame, meist tödlich verlaufende Experimente an KZ-Häftlingen durchgeführt werden.

Am 31. Mai 1942 muss die Israelitische Kultusgemeinde eine Kartei aller 8.694 bestatteten Personen anlegen. Um die geplante Totenschändung durch die Nationalsozialisten zu verhindern, werden bereits im Sommer 1941 einzelne Gräber von der Israelitischen Kultusgemeinde in den Zentralfriedhof verlegt. Martha Keil:
"…Jedenfalls exhumierte ab Juni 1941 eine Gruppe von IKG-Angestellten [IKG = Israelitische Kultusgemeinde, Anm. R.L.] unter dem Leiter des Friedhofamtes Dr. Ernst Feldsberg, in mehreren Etappen die Angehörigen von dreizehn prominenten Familien, darunter Nathan Arnstein, Michael Lazar Biedermann, Isak Löw Hofmann von Hofmannsthal und andere. Die Gebeine wurden in Einzelgräber am neueren jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs, Viertes Tor, umgebettet. […]
Diese ersten Exhumierungen zum Schutz vor Schändung verdienter IKG-Mitglieder endeten mit Jänner 1942, vermutlich weil die Gemeinde Wien den Friedhof am 25. Februar 1942 offiziell 'arisierte' und damit weitere Bergungen nicht mehr durchführbar waren."

3.3.2 Dr. Josef Wastl, Naturhistorisches Museum Wien

Dr. Josef Wastl ist seit 1935 wissenschaftlich Mitarbeiter der Anthropologischen und der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien. 1938 wird Wastl dessen Leiter, von 1941 bis 1945 ist er Direktor der Abteilung. Wastl ist seit 1932 Mitglied der NSDAP. Bereits 1934 gründet er eine illegale "Betriebszelle" der NSDAP im Naturhistorischen Museum. Wastl spielt eine zentrale Rolle in der NS-"Rassenforschung" in Wien. Er bestellt bereits 1939 als Leiter der Abteilung eine "anthropologische Kommission", die "Rassenkundliche" Untersuchungen durchführt. Maria Teschler-Nicola und Margit Berner:
"Zwischen 1939 und 1943 wurden von der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums anthropologische Untersuchungen in Internierungslagern und in mehreren Gemeinden in Niederösterreich, Oberösterreich und im 'Protektorat' durchgeführt. Begonnen wurde mit den Vermessungen an Wiener Juden, die im September 1939 im Wiener Stadion interniert waren. Darauf folgten rassekundliche Untersuchungen in mehreren Kampagnen 1940 und 1943 im Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch (Stalag XVII A) und 1941 und 1942 in Wolfsberg (Stalag XVIII A) sowie im Oktober 1942 in Spittal a/d Drau, (Stalag XVIII, Zweiglager). Im Sommer 1940 wurde in Götzendorf und in der Wachau die Bevölkerung vermessen. […] Insgesamt wurden an die 7.000 Personen anthropologisch erfasst."

Lange bevor der Löschteich auf dem Areal des Friedhofes von den Nationalsozialisten errichtet wird, gibt es die Idee, auch die sterblichen Überreste des Währinger Friedhofes [pseudo]"wissenschaftlich" zu untersuchen. Die Wissenschafter des Naturhistorischen Museums, allen voran Dr. Josef Wastl, wollen damit ihre "Rassentheorie" belegen. Zeitzeuge Dr. Ernst Feldsberg, damals Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde:
"Schon vor Errichtung des Löschwasserteiches waren Wissenschaftler des Naturhistorischen Museums in Wien (selbstverständlich geeichte Mitglieder der NSDAP) auf die grandiose Idee gekommen, unter Beweis zu stellen, dass die Degeneration der Juden im Laufe der Zeit nicht nur eine moralische und geistige war, sondern dass Juden auch körperlich immer mehr degenerierten. Die Beweise sollten auf der Weise erbracht werden, dass die Skelette von Verstorbenen familienmäßig darauf untersucht werden, wie die Knochengerüste von Generation zu Generation schwächer werden. Da auf diesem Währinger Friedhof sich zum überwiegenden Teil Gräber befanden, in denen nur Einzelpersonen bestattet sind, wurden auf diesem Friedhof die Exhumierungen ganzer Familien vorgenommen. Die exhumierten Leichenreste wurden in großen Kartons gelegt, die Kartons mit den Namen der Verstorbenen, ihren Geburts- und Todesdaten beschrieben und dann in das Naturhistorische Museum gebracht."

Über die exakte Anzahl der exhumierten Gräber auf dem Währinger Friedhof gibt es unterschiedliche Angaben. Die Zahlen schwanken. Im Friedhofsführer "Mahnmal" wird von 220 bis 500 Personen berichtet. Demnach werden zwischen 220 und 500 begrabene Personen zu "wissenschaftlichen Zwecken" in das Wiener Naturwissenschaftliche Museum gebracht. Das Naturhistorische Museum berichtet von 252 Gräber in der ersten Phase und weiteren 182 Gräber in einer weiteren Phase. Die zweifellos seriöseste Zahl liefert Tina Walzer: "Aufgrund der erhaltenen Exhumierungsprotokolle können insgesamt 215 Enterdigungen festgestellt werden."

Die Gebeine von den 215 Personen werden in den Kriegsjahren in das Naturhistorische Museum gebracht. Tina Walzer:
"Während der NS-Zeit wurden rund 1.500 Gräber bei Aushubarbeiten für einen Löschteich zerstört. Im Namen einer nationalsozialistischen 'Rassekunde' wurden überdies die Gebeine ganzer Familien exhumiert – insgesamt über 200 Personen, und ins Naturhistorische Museum gebracht, wo sie dann zum Teil jahrzehntelang, bis zu ihrer Wiederbeerdigung in Massengräbern verblieben. Der Friedhof als Eigentum der Wiener jüdischen Gemeinde wurde durch den NS-Staat enteignet und ging 1942 in den Besitz der Stadt Wien über…"

Maria Teschler-Nicola und Margit Berner in ihrem Bericht für das Naturhistorische Museum:
"Mit einem Schreiben Dr. Benjamin I. Murmelstein [..] [datiert vom 18.8.1942, Anm. R.L.] wird dem Dekan der philosophischen Fakultät, Dr. Viktor Christian, ein Verzeichnis der Gräber und die Kostenschätzung für eine Enterdigungsaktion auf dem Döblinger Friedhof übermittelt. Es wurden die Grabbauten und technischen Zugangsmöglichkeiten geprüft und 252 Gräber für eine sofortige Öffnung und Enterdigung für geeignet angesehen (Leichen von Kindern unter 12 Jahren sollten nicht geborgen werden). Eine zweite Abteilung der Enterdigungen auf dem alten Friedhof sollte 182 weitere Gräber umfassen. Über den Fortgang dieser Aktivitäten ist bislang wenig bekannt, in einem Bericht an den Direktor des Hauses, der die wesentlichen für 1943 geplanten Aktivitäten zusammenfasst, ist der Beginn der Untersuchungen als wichtigste und 'unaufschiebbare Arbeit' angekündigt. […] Die Skelette wurden als eine 'wertvolle Bereicherung der Museumsbestände' angesehen und sollten eine 'wertvolle Grundlage für die neuzeitliche rassenbiologische Richtung' darstellen."

Am 14. Dezember 1947 wird das Museum vom Unterrichtsministerium aufgefordert, "sämtliche Objekte, die seit 1939 in den Besitz oder die Verwahrung der Museen und Anstalten gekommen sind" , zu erstellen. Das Museum führt unter der Inventarnummer 20596-20955 "Bruchstücke von Skeletten aus aufgelassenen Wiener Friedhöfen/Ausgrabungen" an. Dabei handelt es sich um jene Ausgrabungen, die zwischen Sommer 1943 und Frühjahr 1943 im Währinger jüdischen Friedhof durchgeführt worden sind. Das Inventarbuch vermerkt: "Skelette vom Judenfriedhof Wien XIX, Heiligenstadt". Das Friedhofreferat der Israelitischen Kultusgemeinde bestätigt die Übernahme der Skelette vom 24.4.1947.

Dr. Josef Wastl wird 1949 pensioniert. Bereist ein Jahr später, 1949, wird er zum ständigen gerichtlichen Sachverständigen "für menschliche Erbbiologie" bestellt. Bis zu seinem Tod 1968 erstellt Wastl Vaterschaftsgutachten.

Nach einem Beitrag über Skelettresten von Juden im Naturhistorischen Museum in der französischen Zeitschrift "Liberation" Anfang der 90er Jahre, werden die Bestände im Naturhistorischen Museum neuerlich geprüft. Maria Teschler-Nicola und Margit Berner: "Es wurden, was auch die Recherchen über den Israelitischen Friedhof Währing ergaben, 28 Schädel und Totenmasken jüdischen KZ-Opfer im Sammelbestand der Abteilung aufgefunden, der IKG [Israelitischen Kultusgemeinde Anm. R.L.] übergeben und 1991 bestattet."

3.4 "NS-Metallsammlungsaktion"
Im November 1942 erhalten alle jüdischen Gemeinden vom "Reichskommissar für Altmaterialverwaltung" in Berlin die Anordnung zur "NS-Metallsammlungsaktionen" auf jüdischen Friedhöfen. Die "Erfassung von Schrott und Metallen auf jüdischen Friedhöfen" wird befohlen. Tina Walzer:
"…Die gesammelten Metallteile mussten nach Gewicht und Art aufgelistet werden. Die Vorgangsweise über die Ablieferung der gesammelten Metallteile musste bis spätestens 5. Dezember des gleichen Jahres, also innerhalb von knapp zwei Wochen, mit den 'Altsoffreferenten' der örtlichen Landwirtschaftsämtern abgestimmt werden…"
Nach etlichen bürokratischen Hürden wird schließlich im Frühjahr 1943, am 4. Februar 1943, mit der Plünderung des Währinger Friedhofes begonnen. Metalle, Grabstätten, Zäune, Tore werden entfernt. Der systematische Raub hinterlässt zusätzlich Spuren auf dem ohnedies mangelhaft gepflegten Währinger Friedhof. Ein Rundgang auf dem Friedhof zeigt, dass Beschläge, Ziergegenstände und Metallteile auf den Gräbern den Raubzügen der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind.

4 Schlussbemerkung
Das Institut für Geschichte der Juden in Österreich führt unter der Leitung von Tina Walzer in den Jahren 1997 bis 2001 ein umfangreiches Forschungsprojekt durch. Dabei wird eine erstmals eine detaillierte Datenbank erstellt. Die Datenbank enthält rund 8.600 Einträge mit Namen, Herkunftsort, Adresse, Beruf, Lebensdaten, Todesursache und Grabnummer von denjenigen Jüdinnen und Juden, die am Währinger Jüdischen Friedhof beerdigt sind.

Ein aktueller Forschungsbericht der Historikerin Tina Walzer liegt vor. Darin ist die Zerstörung des Friedhofes durch die Nationalsozialisten penibel dokumentiert. Nun sind Stadt Wien und die Bundesregierung am Zug. Das "Museum unter freiem Himmel" (Tina Walzer) muss finanziell und personell unterstützt werden.


5 Quellen- und Literaturverzeichnis
Bauer, T. Werner: "Wiener Friedhofsführer", 5. Neuauflage, Falter Verlag, Wien, 2004

Czeike, Felix: Historisches Lexikon Wien, Kremayer & Scheriau Verlag, Wien 1993, Bd. 2

Enzyklopädie des Holocaust, Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Band III, Hg.: Eberhard Jäckel, Peter Longerich, Julius H. Schoeps, Argon Verlag, Berlin 1993

Embacher, Helga: "Die Restitutionsverhandlungen mit Österreich aus der Sicht jüdischer Organisationen und der Israelitischen Kultusgemeinde"; Veröffentlichung der Österreichischen Historikerkommission, Band 2, Oldenburg Verlag, Wien, München 2003

Feldsberg, Ernst: Jüdische Feste und Gebräuche, insbesondere jüdischer Totenkult. Maschinenschriftliches Manuskript für einen Vortrag im Volksbildungshaus Margareten am 9.10.1965; Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien

Handbuch des Reichsgaues Wien, 1941, 63./64. Jahrgang, Verlag Jugend und Volk

Keil, Martha (Hg.): "Von Baronen und Branntweinern – Ein jüdischer Friedhof erzählt", Mandelbaum Verlag 2007

Keil, Martha: "…enterdigt aus dem Währinger Friedhof" In: Studien zur Wiener Geschichte; Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Hg. Karl Fischer, Wien 2005

Mahnmale, Jüdische Friedhöfe in Wien, Niederösterreich und Burgenland. Hg. Club Niederösterreich, Wien, 1992

"Reichspost": "Der Währinger israelitische Friedhof"; Wien, Freitag, 2. Jänner 1931

Reichsgesetzblatt 1709, vom 3. Dezember 1938 In: "Alex", digitaler Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek

Stenographisches Protokoll der Ratsherren der Stadt Wien, 8. Jänner 1942

Teschler-Nicola, Maria; Berner, Margit: Die Anthropologische Abteilung des Naturhistorischen Museums in der NS-Zeit; Berichte und Dokumentation von Forschungs- und Sammlungsaktivitäten 1938-1945. Abteilung für Archäologische Biologie und Anthropologie, Naturhistorisches Museum, Wien undatiert

Walzer, Tina: Broschüre "Der Währinger Jüdische Friedhof", Rundgang durch ein verfallenes Kulturdenkmal, Hg.: Grüner Klub im Rathaus, Wien 2008

Walzer, Tina: "Der Währinger jüdische Friedhof", Historische Entwicklung, Zerstörungen der NS-Zeit, Status quo. Forschungsprojekt des Zukunftsfonds der Republik Österreich in Kooperation mit der IKG Wien, August 2006 – September 2007, 2. März 2008 (noch unveröffentlicht)

Walzer, Tina: Rundgang durch den Währinger Jüdischen Friedhof, 4. Mai 2008

Wirsching, Andreas: "Jüdische Friedhöfe in Deutschland 1933-1957", Beitrag in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 50. Jahrgang 2002, 1. Heft, Januar, Hg.: Karl Dietrich Bracher, Hans-Peter Schwarz, Horst Möller, Institut für Zeitgeschichte München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002

Sommer in Oberösterreich

Nicht nur der Sommer ist in Oberösterreich empfehlenswert...


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KHG'S Kohle

Zugegeben, was sind schon in Zeiten der Finanzkrise 70.000 Euro? Nach altem Geld gerade mal eine Million Schilling. Läppisch, gegenüber den enormen Summen, die täglich für marode Banken oder angeschlagene Firmen ausgegeben werden. Trotzdem lohnt es sich, einen kurzen Blick auf diese 70.000 Euro zu werfen. Einer Zeitungsmeldung im Standard (Ausgabe 26. November 2008) ist zu entnehmen, dass der Sozialfonds von Ex-Finanzminister Karl Heinz Grasser still und leise abgewickelt wurde. Bis 2008 wurden, so der für den Fonds zuständige Notar Christian Mayer, 70.000 Euro "in medizinische und psychologische Therapien für Kinder und an Institutionen, die in dem Bereich aktiv sind" gesteckt. Klingt plausibel. Wir erinnern uns: Im Jänner 2004, der damalige Finanzminister Karl Heinz Grasser steht politisch wegen einer Spende in der Höhe von 283.000 Euro der Industriellenvereinigung (IV) unter Druck, wird im Presseclub Concordia der "Grasser Sozialfonds" präsentiert. Im Kuratorium: Georg Weißmann (Präsident der Notariatskammer), Franz Klammer (Ski Legende), Karin Landauer (Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete), Martina Mautner Markhof (SOS Kinderdorf-Förderin) und Prof. Max Friedrich (Kinderpsychologe).

Der Sozialfonds ist mit 40.611 Euro dotiert und soll, so die Fondsgründer, "in jedem Fall schwerpunktmäßig in Not geratenen Kindern zu Gute kommen." Die Gelder kommen von Banken und diversen Privatpersonen. Auch Karl Heinz Grasser selbst spendet 1.000 Euro für seinen Fonds. Monate vergehen, es passiert nichts. Im Sommer 2004 berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" (Ausgabe 18. Juli 2004): "Grasser-Sozialfonds: Bisher nichts ausbezahlt." Max Friedrich, Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wiener AKH und Mitglied des Grasser-Sozialfonds-Kuratoriums hofft, "dass innerhalb der nächsten 14 Tage mit der Ausschüttung der Gelder begonnen werden kann".

Jahre vergehen und der "Grasser-Sozialfonds" arbeitet still und leise. Auch von Max Friedrich, medial durchaus umtriebig, hört man nichts mehr über den Fonds. Karl Heinz Grasser ist längst in der Privatwirtschaft und bei Julius Meinl. Im Oktober 2007 berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" (Ausgabe 27. Oktober 2007) erneut über Aktivitäten des Vereins: "Grassers Sozialfonds steht vor dem Aus." Der Fondsverwalter Christian Mayer bestätigt das Ende des Sozialfonds. Mayer: "Die Mittel waren an bedürftige Familien ausgeschüttet worden." Wär zu schön, wenn man wissen würde, welche Familien, Kinder oder Institutionen sich über eine Spende aus dem Fonds freuen durften. Vielleicht kann uns Herr Prof. Friedrich das bei einem seiner nächsten Medienauftritten erörtern.

Donnerstag, 9. August 2007

Neupölla...

Niederösterreich hat wirklich tolle Ecken...

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Dienstag, 10. April 2007

Karlsbad

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Karlsbad-2007

Kirche-in-Karlsbad

"Karlsbad ist die Wiener Ringstraße,
Mitten im Wald"


(Klaus Steiner)

Montag, 21. August 2006

Ohne Worte...

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Die Austria Presseagentur präsentiert eine Chronologie der vergangenen Tagen in Sachen BZÖ und ORF. Der Chronologie ist nichts hinzuzufügen...

ORF - Westenthalers Chronologie des ÖVP-Drucks

Utl.: "Ins Persönliche und ins Berufliche" - Lindner in der
BZÖ-Zentrale - Lindner und Molterer weisen Darstellung zurück =

Wien (APA) - BZÖ-Chef Peter Westenthaler hat am Montag seine Chronologie der versuchten Einflussnahme auf die Wahl des ORF-Generaldirektors präsentiert. Von der amtierenden ORF-Chefin Monika Lindner, ORF-Chefredakteur Werner Mück sowie ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer habe es demnach in den vergangen Wochen etliche Angebote, aber auch Druck in Richtung BZÖ gegeben. Ziel war es demnach, das BZÖ, das bei der ORF-Wahl am 17. August für Alexander Wrabetz stimmte, für Lindner und Mück zu gewinnen. Lindner und Molterer wiesen die Darstellung Westenthalers umgehend zurück.

Die Chronologie von Peter Westenthaler im Detail:


Mai/Juni/Juli: Nach Westenthalers Rückkehr in die Politik Ende Mai gibt es "mehrere Termine mit Lindner und Mück", berichtet Westenthaler. Mit Lindner trifft der BZÖ-Chef demnach am 8. Juni und am 7. Juli zusammen. Mit "umfassenden Personal- und Sendungsangeboten" mache die ORF-Chefin dabei ihre Wiederwahl schmackhaft.

2. August: Laut Westenthaler gibt es ein Treffen mit Molterer und Lindner.

7. August: Es folgt ein weiteres Treffen mit Molterer und Mück. Bei den beiden Terminen werden Westenthaler eine Bevorzugung in den "Zeit im Bild"-Sendungen sowie im "Report" und darüber hinaus Auftritte in den "Seitenblicken" im ORF-Sport und in der Ö3-Sendung "Frühstück bei mir" zugesagt - "wenn wir im Gegenzug Lindner/Mück unterstützen", so der BZÖ-Politiker. "Ich habe damals abgelehnt, weil ich das Angebot für sittenwidrig gehalten habe."

9. August: Lindner ruft einzelne BZÖ-Stiftungsräte durch. Westenthaler spricht von "sanftem Druck". BZÖ-Stiftungsräte sollen Lindner für Hearing und Wahl nominieren, so der kolportierte Wunsch der ORF-Chefin.

15. August: "Spitzenvertreter der ÖVP und des ORF üben mehrstündigen Druck auf Peter Westenthaler aus." Es gehe dabei auch "ins Persönliche und ins Berufliche".

16. August (Tag vor der ORF-Wahl): Westenthaler spricht vom "skurrilen Höhepunkt". Kurz nach 8 Uhr erhält Westenthaler nach eigenen Angaben einen Anruf von Lindner. Sie könne in zehn Minuten in der Dorotheergasse in der BZÖ-Wahlzentrale sein. Frühstück bei Westenthaler quasi: Um 8.30 Uhr "eröffnet mir Lindner, sie rückt von Mück ab". Die Meinung der ÖVP sei ihr egal, "Mück ist nicht mehr im Team, was wünschen Sie sich", zitiert der BZÖ-Chef Lindner. Auch die Verlegung des "Sommergesprächs" habe Lindner zugesagt. Als Westenthaler nach eigenen Angaben die Unterstützung Lindners ablehnt, habe diese "schroff" reagiert. "Aber Sie wissen eh, dass ich bis Ende des Jahres im Amt bin. Was das für ihre Wahl bedeutet, können Sie sich vorstellen", zitiert Westenthaler nochmals die ORF-Chefin. Die ÖVP habe demnach nichts vom Lindner-Besuch in der BZÖ-Zentrale gewusst. Dort habe es erst am Abend geheißen: "Wir rücken von Mück ab." Westenthalers Fazit: "Gott sei Dank ist dieses System abgewählt."

ORF-Generaldirektorin Monika Lindner weist die Darstellungen in einer Aussendung zurück. Lindner hielt fest, "dass es zwar Gespräche mit Westenthaler gegeben hat, deren Verlauf aber in keiner Weise den Schilderungen des BZÖ-Chefs entsprochen haben. Weder sie noch Chefredakteur Werner Mück haben Angebote gemacht, vielmehr seien zahlreiche Wünsche seitens Peter Westenthalers vorgetragen worden. Auf der Basis des ORF-Gesetzes, der Programmrichtlinien und der im Redakteursstatut verankerten journalistischen Unabhängigkeit wurden alle Forderungen Westenthalers zurückgewiesen. So gab es beispielsweise auch keine Zusage zur Verschiebung des 'Sommergesprächs' mit Peter Westenthaler. Dabei wurde weder Druck ausgeübt noch mit Entlassung gedroht. Dieser Vorwurf entbehrt schon deshalb jeder Grundlage, weil betroffene Mitarbeiter über schemarelevante Sendeplätze gar nicht verfügen können."

Auch VP-Klubchef Molterer wies die Aussagen des BZÖ-Chefs zurück. "Die Darstellung des Herrn Westenthalers ist unwahr, sie stellt vielmehr nur die Summe seiner persönlichen Wünsche dar", so Molterer in einer knappen Aussendung.

Westenthaler dementierte unterdessen etwaige Absprachen mit der SPÖ und dem gewählten ORF-Generaldirektor Wrabetz. "Es gab keinerlei Junktimierungen, keine Angebote von Wrabetz, keine Absprachen. Ich habe den Eindruck, der kann das, der kennt sich aus", meinte er auf Journalistenfragen. Sollte es bei der Aufstellung des Direktoren-Teams - bei drei der sechs kolportierten Direktoren soll es sich um BZÖ-Empfehlungen handeln - doch noch zu Änderungen kommen, würde sich Westenthaler "überhaupt nicht" provoziert fühlen. "Das Team muss sich der Generaldirektor selbst aussuchen. Ich bewerte dieses Team nicht."
(Schluss) bru/jus/lm

APA0328 2006-08-21/13:20

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Sonntag, 13. August 2006

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Sonntag, 14. Mai 2006

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