Dienstag, 7. März 2006

Nasswald

Für Raxfans ein absolutes MUSS! Nassfeld am Fusse der Rax in Niederösterreich. Historischer Ort.

Ton-Kino-in-Nasswald

Tipp: Essen beim Raxkaiser.... Da passt alles...

Kirche in Nassfeld

Kirchentuer in Nassfeld

Sonntag, 26. Februar 2006

Bahn wirkt...

Bahn wirkt. Täglich kommt neues aus der Werstatt der ÖBB-Kundenverteibungsseminare...

Text der Information in Wien Spitelau:
"An Freitagen, wenn Werktag hat der Zug 2158 von Wien FJB (Abfahrt 13 Uhr 24) nach Sigmundsherberg bei Ausstieg in den unten angeführten Stationen keinen ausreichenden Bahnsteig!"

Wem so etwas nur einfallen kann?

Information der Bahn in Wien Spittelau

Samstag, 14. Januar 2006

St. Pölten - Das Havanna an der Traisen

Arbeiterseelsorge

Wer behauptet, der Balkan beginne am Südbahnhof, irrt. Nein, rund 60 Kilometer westlich von Wien, als sozusagen westlichste Stadt im Osten, liegt St. Pölten.

Bereits der Name kommt etwas holprig über die Lippen: „Sankt Pöllltennn!“ Diesen wenig attraktiven Namen verdankt die Stadt dem Heiligen Hippolyt. Ursprünglich hieß sie - nach dem Fluss - Traisma. Seit der Trennung von Wien im Jahr 1922 hatte Niederösterreich keine eigene Hauptstadt mehr. Erst 1986 – der damalige Landeshauptmann Siegfried Ludwig setzte sich damit ein Denkmal – wurde die Stadt an der Traisen zum Zentrum und zum Sitz der Verwaltung Niederösterreichs bestimmt und somit als Landeshauptstadt geboren.

Die Stadt mit den rund 50.000 Einwohnern hat historisch kaum Höhepunkte erlebt. Weltweites Aufsehen erregte St. Pölten nur einmal – und zwar im Sommer 2004 durch Bischof Krenn und seine Alumnen…
Gibt man „St. Pölten“ in die weltweite Internetsuchmaschine Google ein, erhält man rund 500.000 Suchergebnisse. Bei Graz sind es rund 10 Millionen, Salzburg bringt es auf rund 15 Millionen, Wien auf rund 33 Millionen Suchergebnisse.

Kaum ein Ort dokumentiert besser, wozu die politische Farbenlehre in Österreich führen kann. Hier die rote Stadt, da das schwarze Land. Sozialdemokraten und Volkspartei blockieren sich in St. Pölten gegenseitig. Das ÖVP-dominierte Land lässt keine Gelegenheit aus, um der sozialdemokratisch regierten Stadt zu zeigen, wo Gott wohnt. Und umgekehrt. Das von der ÖVP getragene Landhausviertel wirkt wie ein Fremdkörper im Landschaftsbild. Rund herum gibt es nur mehrspurige Straßen. Nicht einmal Landeshauptmann Erwin Pröll hat es geschafft, einen direkten Durchgang zur Stadt errichten zu lassen. Weil zwei Politiker nicht miteinander konnten, schaut die Stadt so aus, wie sie ausschaut. Der frühere SPÖ-Bürgermeister Willi Gruber (1985 bis 2004) und der seit 1992 regierende ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll waren keine Freunde. Darum endet die sozialdemokratische Stadt vor dem Landhaus der Volkspartei. Dafür rächt sich das Land. Finanzielle Zuwendungen fließen hauptsächlich nach Krems. Mit dem Ergebnis: Krems blüht, St. Pölten darbt.

Landhaus-St-Polten

Seit 1997 prägt das Landhaus der Niederösterreichischen Landesregierung das Stadtbild von St. Pölten. Im Mai 1997 traditionell von Bischof Krenn mit einem Festgottesdienst eröffnet, ist es mittlerweile das ungeliebte Wahrzeichen der Stadt. Architektonisch ist es ein ambitioniertes Objekt aus viel Glas und Metall. Es wirkt klar, transparent und offen. Architekt Ernst Hoffmann hat einen guten Arbeitsplatz für 3.000 Beamte geschaffen. Leider hat das Landhaus die Öffnung zur Stadt nie wirklich geschafft. Das „rote“ St. Pölten hat das „schwarze“ Landhaus nie wirklich angenommen.

Ausländische Touristen haben Probleme, St. Pölten zu finden. Offiziell gibt es nur Regional- oder Eilzüge („Beschleunigte“), die nach St. Pölten fahren. Keine Anzeigentafel eines IC oder EC weist darauf hin, dass der Zug auch in der Landeshauptstadt stehen bleibt. Der IC 544, „Oberösterreichische Landesmuseen“, hat folgende Streckenauflistung: Wien – Linz – Attnang Puchheim – Bad Aussee – Steinach Irdning. Der EC 163, „Transalpin“: Basel – Zürich – Buchs – Feldkirch – Innsbruck – Kufstein – Salzburg – Linz – Wien. IC 645, „Heeresgeschichtliches Museum“: Salzburg – Linz – Wien. Die Denkweise der ÖBB ist damit klar dokumentiert: Wer will schon nach St. Pölten?

Wer trotzdem am – wie es in St. Pölten heißt – „Landeshauptstadtbahnhof“ ankommt, spürt den unvergleichlichen Charme des Ostens. Das Bahnhofsgebäude wäre eine ideale Filmkulisse: morbid, alt, rostig. Pläne für einen Umbau des Bahnhofes gibt es seit vielen Jahren. Neuerdings heißt es, dass im Jahr 2013 um rund 155 Millionen Euro ein neuer Landeshauptstadtbahnhof errichtet werden soll. Bleibt abzuwarten, ob es dazu kommt. Gleich hinter dem Bahnhof, Richtung Norden, ist der „Gewerkschaftsplatz“. Der Name sagt schon einiges über seine Atmosphäre aus. Er wirkt wie aus den sechziger Jahren übrig geblieben. Den Mühlweg entlang Richtung Herzogenburgerstraße befindet sich die schmucklose sozialistische Architektur der 50er Jahre. Monumentale Gemeindebauten. Der Geruch der Glanzstoff-Fabrik liegt seit 1903 beißend süßlich in der Luft. Als Fremder erkennt man an dem Gestank immerhin, dass man in St. Pölten ist. Sollte man noch Zweifel haben, hilft einem die Gastronomie: fast jedes Lokal hat ein „Landeshauptstadtstüberl“. Man ist wirklich stolz auf den Titel.


Vor dem Bahnhofsgebäude, Richtung Süden, beginnt die Fußgängerzone. Sie zeigt die beste Seite der Landeshauptstadt. Zahlreiche Spuren des Baumeisters Jakob Prandtauer aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert sind hier zu bewundern. Auch die barocke Innenstadt ist sehenswert. Lieblich. Nett. Beschaulich. Auch Freunde des Jugendstils kommen im Zentrum der Stadt auf ihre Kosten. Das schönste Jugendstilgebäude der Stadt, das "Olbrichhaus", Kremser Gasse 41, wurde 1899 vom Architekten der Wiener Secession, Joseph Maria Olbrich, errichtet. Dazwischen gibt es allerdings Fassaden, die eher an Havanna erinnern. Heruntergekommen. Kaputt. Aber irgendwie pittoresk.

Die Wiener Straße war schon in der Römerzeit eine der beiden Hauptstraßen der Stadt. Nach 1100 wurde sie zum Zentrum der vom Bischof von Passau angelegten bürgerlichen Kaufmannsiedlung. Daran, dass sie als europäischer Reiseweg Bedeutung hatte, erinnern zahlreiche ehemalige Einkehrgasthöfe. Heute findet man dort die typischen Planungsfehler (nicht nur) Niederösterreichs. Riesige Einkaufzentren am Stadtrand haben das Geschäftesterben eingeleitet, von dem auch St. Pölten nicht verschont geblieben ist. Auch die Landeshauptstädter setzen sich lieber ins Auto und fahren zur nächsten Shopping City. Das Geschäft ums Eck bleibt buchstäblich auf der Strecke. Die Wiener Straße prägen heruntergelassene Rollläden, kaputte Geschäfte. Überall sieht man Schilder: „zu vermieten“, „zu verkaufen".

Eierautomat

St. Pölten hat wahrscheinlich ein unlösbares Problem: es liegt zu nahe an Wien. Lange vor Einbruch der Dunkelheit werden daher die Gehsteige hochgeklappt. Die Schüler sind längst wieder nach Zwettl, Gmünd oder Krems zurückgekehrt. Und die Landesbeamten sitzen am Wiener Spittelberg.

Trotzdem mag ich St. Pölten. Irgendwie.

Kontaktanzeige

St. Pölten: "Jung gebliebene Dame" gesucht... Was hier wirklich vom "jung gebliebenen" Junggesellen an der Traisen gesucht wird, ist unklar...

Kontaktanzeige

Freitag, 6. Januar 2006

Silvester in Gars am Kamp

Hotel-Gars-am-Kamp1

Jahreswechsel im Waldviertel...

Saegewerk-Nirnsee-Gars

Mittwoch, 21. Dezember 2005

Politische Kultur der FPÖ 2000-2005

FPOE

…ich sage das in aller Klarheit…
Sozialminister Herbert Haupt

"CLUB JÖRG"
DIE ELITEN DER FPÖ



DAS KABINETT SCHÜSSEL I

Die Angelobung der schwarz-blauen Bundesregierung
Freitag, 4. Februar 2000
Tausende Menschen demonstrieren in der Wiener Innenstadt. Das politische Experiment von Wolfgang Schüssel hat nur wenig Freunde. Schüssel hat sich mit Jörg Haider geeinigt. Das Kabinett Schüssel I wird angelobt. Die schwarz-blaue Regierung hat keinen guten Start: Die Regierungsmitglieder müssen aus Sicherheitsgründen unterirdisch in die Präsidentschaftskanzlei gebracht werden. Vor dem Bundeskanzleramt melden sich 5000 Menschen lautstark zu Wort. Diese Regierung ist unerwünscht. Die Live-Übertragung der Angelobung des ORF bricht mehrmals ab. In der Präsidentschaftskanzlei ahnt der damalige Bundespräsident, was auf Österreich zukommt. Er erkennt die personell dünne Decke des FPÖ-Regierungsteams. Mit eiserner Miene gelobt Thomas Klestil das Kabinett an. Der Bundespräsident kämpft bis zum Schluss gegen die schwarz-blaue Regierung. Jetzt muss er sie persönlich angeloben. Jörg Haider strahlt: der „Club Jörg“ kommt erstmals in die Bundesregierung. Dem Kabinett Schüssel I gehören neben Wolfgang Schüssel und Susanne Riess-Passer (FPÖ) die ÖVP-Minister Benita Ferrero-Waldner (Äußeres), Martin Bartenstein (Wirtschaft), Ernst Strasser (Inneres), Elisabeth Gehrer (Bildung, Wissenschaft, Kultur, Kunst) und Wilhelm Molterer (Landwirtschaft, Umwelt) sowie die FPÖ-Minister Karl-Heinz Grasser (Finanzen), Elisabeth Sickl (Soziales, Generationen), Herbert Scheibner (Verteidigung), Michael Schmid (Infrastruktur) und Michael Krüger (Justiz) an. Dazu kommen die ÖVP-Staatssekretäre Franz Morak (Bundeskanzleramt) und Alfred Finz (Finanzen) sowie die FPÖ-Staatssekretäre Reinhart Waneck (Gesundheit/Sozialministerium) und Mares Rossmann (Tourismus/Wirtschaft). Von den Personen, die FPÖ-Obmann Jörg Haider für Ministerposten vorgeschlagen hat, lehnte der Bundespräsident – erstmals in der Geschichte der Republik – bereits im Vorfeld zwei Kandidaten ab: Thomas Prinzhorn und Hilmar Kabas.
Thomas Prinzhorn: Der Subventions-Kaiser – vorgeschlagen für das Ressort Zukunft und Innovation – wird wegen seiner verbalen Entgleisung von Bundespräsident Klestil abgelehnt. Prinzhorn hat im Wahlkampf gemeint, "Asylanten und Ausländer haben eine ganze Reihe von Vorteilen. Sie bekommen zum Beispiel Medikamente zur Hormonbehandlung vom Sozialamt gratis, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern…" Prinzhorn, Paradeunternehmer der FPÖ, ist das wirtschaftspolitische Aushängeschild für seine Partei. Der Papierbaron predigt die freie Marktwirtschaft. In eigener Sache nimmt der Papierfabrikant diese nicht sonderlich genau: als sein ererbtes Unternehmen in massiven wirtschaftlichen Problemen steckt, nimmt Prinzhorn in vielfältiger Weise Subventionen, Hilfen und Zuschüsse von der öffentlichen Hand.
Hilmar Kabas: Der "Hump-Dump-Lump" – vorgeschlagen für das Ressort Verteidigung – wird wegen dessen Wahlkampfführung in Wien von Bundespräsident Klestil abgelehnt. Der Wahlkampf der Wiener FPÖ erlebt unter seiner Obmannschaft einen neuen Tiefpunkt: Antisemitische Plakate und ausländerfeindliche Sprüche prägen das Wiener Straßenbild. 2004 nimmt Hilmar Kabas, seit 1998 an der Spitze der Wiener FPÖ, Abschied vom Landesparteivorsitz. Bekannt geworden ist er unter anderem durch die Forderung nach einem Zuwanderungs-Stopp, die "Hump-Dump-Lump"-Affäre, aber auch durch einen "Sicherheitslokalaugenschein" in einem Wiener Bordell.

Donnerstag, 17. Februar 2000
Der öffentliche Auftritt von Justizminister Krüger sorgt für Aufsehen. Bereits in den ersten Tagen wird klar, welche Personen hier an die Macht gekommen sind. Während die ÖVP Mannschaft im Wesentlichen stabil bleiben wird – einzige Ausnahme ist Innenminister Ernst Strasser, der im Dezember 2004 völlig überraschend zurücktritt –, lässt die FPÖ Mannschaft keinen Fettnapf aus. Rücktritte, Intrigen, Fehlentscheidungen, Ausrutscher und Peinlichkeiten prägen den Regierungsalltag der FPÖ. Die kleine Regierungsmannschaft demonstriert vom ersten Tag an Unfähigkeit. Das größte Problem der FPÖ ist das eigene Personal. Die ÖVP verfügt über eine weitaus größere Personaldecke. Hier machen sich Bünde und parteinahe Vorfeldorganisationen bezahlt. Die FPÖ hat ein massive Personalproblem. Kein vernünftiger – dazu noch fachlich versierter – Mensch stellt sich dem völlig unberechenbaren Jörg Haider zur Verfügung. Der Niedergang ist vorprogrammiert. Die Hochphase der FPÖ beginnt Ende der 90-er Jahre. Die Zahl der Freiheitlichen WählerInnen stieg auf mehr als eine Million ÖsterreicherInnen (1999 gaben 1,2 Millionen Menschen der Partei um Jörg Haider die Stimme). Einige Jahre später erfolgte der Einbruch. Bei der Nationalratswahl 2002 entschieden sich gerade noch 491.000 ÖsterreicherInnen für die FPÖ. Keine guten Voraussetzungen für versierte, unabhängige ExpertInnen, sich dieser Partei anzuschließen. Der rasche Aufstieg der FPÖ führt dazu, dass nicht nur qualifiziertes Personal bei der FPÖ anheuerte. Der Volkspartei im Kabinett Schüssel I wird dieses Manko bald bewusst. Die ÖVP muss der FPÖ personell unter die Arme greifen. MitarbeiterInnen in den FPÖ-Ministerien werden von ÖVP als "Amtshilfe" – etwa für die Öffentlichkeitsarbeit – zur Verfügung gestellt, weil FPÖ schlicht und einfach über keine Fachleute verfügt. Hauptproblem der FPÖ ist – so paradox es klingt – Jörg Haider. Haiders Einzelkämpfertum ist Ursache für den personellen und politischen Niedergang seiner Partei. Die Partei ist Jörg Haider. Neben ihm hat niemand Platz. Heide Schmid, Riess-Passer und Co zeigen, neben Haider hat niemand Raum. Die Firma Haider wird zum Familienbetrieb. Nur die ältere Schwester wird geduldet. Ein Großteil des Personals der FPÖ stammt aus Kärnten. Intelligenz, Haltung und Zivilcourage hatten in der FPÖ niemals Tradition. Die Ironie der Geschichte: Haider hat sich dadurch letztlich selbst zu Fall gebracht. Für die dünne Personaldecke der FPÖ gibt es einen Verantwortlichen: Jörg! In Oppositionszeiten fiel dieses Defizit nicht auf. Erst die Regierungsbeteiligung brachte es ans Licht. Wasserrechtler werden Justizminister. Landschaftsplaner, Lehrer oder Exportkaufleute werden Verkehrsminister. Ein Tierarzt wird Sozialminister. FP-Parteizugehörigkeit ist alles. Wer aus Kärnten kommt macht unweigerlich Karriere. Niemand fragt nach Qualität und fachlicher Kompetenz. Wer konnte, verließ rechtzeitig das sinkende Schiff: Josef Moser – Klubdirektor im Parlamentsklub – tauchte rechtzeitig ab. Moser wird über den Umweg als ÖBB-Manager (mit einer Traumgage von 211.000 Euro jährlich) schließlich wieder als Rechnungshofpräsident auftauchen. Moser, die einzige wirkliche Personalreserve der FPÖ, wird für alle Positionen ins Gespräch gebracht. Karl Heinz Grasser wechselte geschickt – als 'Parteiloser' versteht sich – zur Volkspartei und brachte durch diesen politischen Schachzug seinen Ministersessel und die Homepage in Sicherheit. Susanne Riess-Passer verschwand in die Privatwirtschaft. Peter Westenthaler versuchte es kurzfristig mit Fußball, um letztlich bei den Pferden von Frank Stronach zu landen. Dieter Böhmdorfer warf die Nerven weg und ging wieder in seine Anwaltskanzlei zurück. Heide Schmid, Volker Kier, Friedhelm Frischenschlager und Co haben es – Jahre zuvor – mit einer eigenen Partei versucht. Nicht wirklich erfolgreich. Alle haben eines gelernt: neben dem "Jörg" ist nicht viel Platz.

Der Fall Michael Krüger
Montag, 28. Februar 2000
Der Justizminister gibt nach nur 25 Tagen Amtszeit auf. Er ist damit Justizminister mit der kürzesten Amtszeit. Dr. Michael Krüger, Rechtsanwalt aus Oberösterreich. Jahrgang 1955. Aufgefallen ist Krüger in seiner kurzen Amtszeit als Justizminister nur durch den geplanten Ankauf eines Dienstjaguars. Krüger war mit dem Dienst-BMW, den er von seinem Vorgänger Nikolaus Michalek übernommen hat, nicht zufrieden. Der Fan für Porsche und Jaguar legt sein Amt als Justizminister aus „Überlastungsgründen“ zurück. Krüger geriet kurz davor durch ein "profil"-Interview in die Schlagzeilen. In diesem hatte sich Krüger mit einem Jugendfreund über seine Sexualpraktiken mit der Miss Vienna unterhalten.

Der Fall Elisabeth Sickl
Dienstag, 24. Oktober 2000
Die Sozialministerin geht. Dr. Elisabeth Sickl, Lehrerin aus Kärnten. Jahrgang 1940. Jusstudium an der Universität in Wien. Seit Februar FPÖ-Bundesministerin für Soziale Sicherheit und Generationen. Die glücklose Schlossbesitzerin aus Kärnten hatte es nicht besonders leicht. Öffentliche Auftritte waren nicht ihre Stärke. Nach rund 236 Tagen Amtszeit als Sozialministerin wirft sie im Oktober endgültig das Handtuch. Oder besser, der Club Jörg, nahm ihr das Handtuch weg. Herbert Haupt zog in das Sozialministerium ein. Das politische Erbe von Elisabeth Sickl ist nicht gerade berauschend. Sozialpolitische Aktivitäten sind nicht bekannt. Von der rund neunmonatigen Amtszeit Sickls ist nur der Beginn des Postenschachers im Sozialministerium dokumentiert. So kritisierte etwa der Rechnungshof die Bestellung der Leitung der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung in Wien mit Christine Weber. Weber war Pressesprecherin von Sozialministerin Sickl.

Der Fall Michael Schmid
Sonntag, 5. November 2000
Beim Infrastrukturminister ist der Akku leer. Dipl. Ing. Michael Schmid, Architekt aus der Steiermark. Jahrgang 1945. Seit Februar Infrastrukturminister der FPÖ. Schmid verlässt - nach rund 263 Tagen Amtszeit - die Bundesregierung. Er kommentiert seinen Abgang nur knapp: "Die Batterie ist leer". Die Turbulenzen innerhalb der FPÖ reißen nicht ab. Völlig überraschend gibt Michael Schmid seinen völligen Rückzug aus der Politik bekannt. Damit wurden seit Angelobung der schwarz-blauen Regierung nach exakt neun Monaten bereits drei der sechs FPÖ-Minister ausgewechselt. Als Nachfolgerin Schmids tritt Monika Forstinger an. Schmid sorgt Monate später mit seiner üppigen Politikerpension für Aufsehen. Seine Ex-Frau denkt nicht daran, auf die Pension zu verzichten. Die Optik ist schief. Der Club Jörg tobt. Ein Parteiausschluss liegt in der Luft. Schmid legt schließlich auch seine Parteimitgliedschaft zurück. Die politische Bilanz lässt auch bei Infrastrukturminister Schmid zu wünschen übrig. Die Verhandlungen im Zusammenhang mit dem Transitvertrag sind ein Debakel; die ÖBB Reform scheitert. Der einzige "Erfolg" des Kurzzeitministers lag im Bereich der Personalpolitik: Schmid holte sich Gerhard Sailer in das Ministerbüro. Laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands war Sailer Gründungsmitglied der "Aktion Neue Rechte". Im Ministerium machte Sailer Karriere. Sailer wurde - ganz objektiv, versteht sich - von der Bewertungskommission des Ministeriums im Frühjahr 2003 für den Chefsessel der Abteilung für Nahverkehr vorgeschlagen.

Der Fall Monika Forstinger
Montag, 18. Februar 2002
Die nächste Infrastrukturministerin gibt auf. Dr. DI Monika Forstinger, Landschaftsplanerin aus Oberösterreich. Jahrgang 1963. Seit November 2000 FPÖ-Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie. Gerade 15 Monate – 455 Tage – dauerte die Karriere der begeisterten Jägerin als freiheitliche Infrastrukturministerin. FPÖ-Chefin Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer gibt den Rücktritt der Oberösterreicherin bekannt. Schon nach den ersten 100 Tagen Amtszeit galt Forstinger als reif für den Rücktritt. Damals hatte die Ministerin die „Rufnummernverordnung“ erlassen, laut der in Österreich alle Telefonnummern geändert werden sollten. Nach heftiger Kritik aller Beteiligten musste die Ex-Ministerin die Verordnung wieder zurückziehen. Aufsehen erregte Forstingers Umgang mit ihren Mitarbeitern: Seien es die hohe Personalfluktuation in ihrem Büro, angebliche "Traumgagen" oder ein ihr nachgesagter "Anti-Stöckelschuherlass", der weiblichen Mitarbeitern rigide Kleidungsvorschriften auferlegte, wie es hieß. Häme und erste Assoziationen mit ihrem gescheiterten Vorgänger hatte die Ministerin allerdings bereits mit einem TV-Auftritt unmittelbar nach ihrer Angelobung geerntet: Ausgerechnet die Verkehrsministerin saß dabei ohne Gurt am Rücksitz eines fahrenden Autos. Die Partei kümmerte sich allerdings um die Ex-Ministerin. Ein Konsulentenvertrag der ÖBB half ihr finanziell über die Runden. Forstinger wurde 2003 beauftragt, für die ÖBB Grundstücke zu verwerten. Seither ist sie als Lobbyistin tätig.

Der Fall Peter Westenthaler
Sonntag, 8. September 2002
Der freiheitliche Klubobmann pfeift ab. Ing. Peter Westenthaler, Vorstand aus Wien. Österreichische Fußball-Bundesliga. Jahrgang 1967. Der gelernte Vorstand hatte innerhalb der FPÖ zahlreiche Funktionen: Pressesprecher, Landtagsabgeordneter, persönlicher Referent Jörg Haiders, Nationalratsabgeordneter, Generalsekretär. Der politische Abgang ist gut inszeniert. Nach einer parteiinternen Revolution treten Riess-Passer, Westenthaler und Grasser zurück. Westenthaler wird von Frank Stronach in die Fußball-Bundesliga geholt. Nach heftigen Scharmützeln mit einigen Klubpräsidenten und den glücklosen Verhandlungen über die TV-Rechte der Bundesliga - Westenthaler versuchte vergeblich dem ORF die Rechte der Spiele zu übertragen, den Zuschlag erhielt letztlich allerdings Premiere und ATV - erhielt Westenthaler die rote Karte. Stronach zieht ihn im August 2004 aus dem Bundesligavorstand ab und holt ihn nach Ebreichsdorf. Dort ist er derzeit als "Manager für spezielle Projekte im Bereich Magna Entertainment" mit Glückspiel und Pferden beschäftigt.

Der Fall Mathias Reichhold
Freitag, 28. Februar 2003
Das Infrastrukturministerium sucht wieder einen neuen Minister. Ing. Mathias Reichhold, Lehrer aus Kärnten. Jahrgang 1957. Seit Februar 2002 FPÖ-Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie muss seinen Posten räumen. Die Amtszeit Reichholds verläuft unspektakulär. Reichhold ist kein Minister mit großen Visionen. In der geplanten ÖBB-Reform verfolgt Reichhold einen Zick-Zack-Kurs. Einmal dagegen, dann wieder für die Reform. Einzige erkennbare Reform war die Verordnung für Führerscheinnachschulungen. Die Kurseinheit wurde mit 35 Euro festgelegt. Nicht sehr lange: Der Verfassungsgerichtshof hat auch diese Verordnung – neben zahlreichen anderen Verordnungen der Regierung Schüssel – als verfassungswidrig aufgehoben. Der Name des ehemaligen Referenten der Kärntner Landjugend fällt immer wieder im Zusammenhang mit der Nachfolge Rüdiger vom Walde. Reichhold – so der Wunsch der FPÖ – soll Chef der ÖBB werden. Schließlich landet der glücklose Verkehrsminister im Aufsichtsrat im Forschungszentrum Seibersdorf. Daneben findet er auch im Magna Konzern von Frank Stronach, der sich immer mehr zum Sammelbecken gescheiterter Politiker entwickelt, einen Platz.

Knittelfeld – Ein steirischer Ort macht Geschichte

Samstag, 7. September 2002
FPÖ Delegiertentreffen in Knittelfeld. Haider will die geplante Steuerreform verhindern. In Knittelfeld entgleitet ihm die Regie. In der FPÖ geht es rund. Es ist ein heißer Herbst für den kleinen Koalitionspartner. Die Nachrichtenagenturen müssen Sonderschichten einlegen.

Sonntag, 8. September 2002
Parteichefin Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, Finanzminister Karl-Heinz Grasser und Klubobmann Peter Westenthaler treten zurück.

Montag, 9. September 2002
Mathias Reichhold erklärt ebenfalls seinen Rücktritt.

Mittwoch, 11. September 2002
Der FPÖ-Vorstand nominiert einstimmig Jörg Haider als einzigen Parteiobmann-Kandidaten für den am 21. September stattfindenden Parteitag in Oberwart. Sozialminister Herbert Haupt wird zum designierten Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl ernannt.

Freitag, 13. September 2002
Generalsekretär Karl Schweitzer erklärt sich zur Nachfolge von Westenthaler als FPÖ-Klubobmann bereit. Kärntens Landeshauptmann Haider erklärt seinen Verzicht auf ein Antreten als Parteiobmann beim bevorstehenden Parteitag. Später begründete Haider diesen Schritt mit angeblich massiven Bedrohungen seiner Person und seiner Familie durch die Waffenlobby im Zusammenhang mit der Abfangjäger-Beschaffung.

Montag, 16. September 2002
Das FPÖ-Parteipräsidium einigt sich nach siebenstündigen Beratungen auf Reichhold als Obmann-Kandidat.

Freitag, 20. September 2002
Parteivorstand und Bundesparteileitung wählen Reichhold zum Obmann.

Donnerstag, 31. Oktober 2002
Mathias Reichhold tritt nach nur 40 Tagen aus gesundheitlichen Gründen als Obmann und Spitzenkandidat zurück. Haupt wird neuer Spitzenkandidat der FPÖ. Die Folgen sind bekannt. Bundeskanzler Schüssel kündigt die Koalition auf und lässt am 24. November 2002 Neuwahlen durchführen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die ÖVP gewinnt rund 800.000 WählerInnen, die FPÖ verliert rund 750.000. Die ÖVP gewinnt 15,39 Prozent und legt auf 42,30 Prozent der Stimmen zu – die FPÖ verliert fasst 17 Prozent und fällt von 26,91 Prozent auf 10 Prozent hinunter. Jörg Haider ist erstmals angeschlagen. Noch hat er treue Freunde.

Donnerstag, 6.3.2003
Der Verein „Club Jörg“ wird offiziell vorgestellt. Volksanwalt Ewald Stadler und Harald Fischl geben die Begründung für diesen Schritt in einer Pressekonferenz bekannt. Vereinsziel ist „die Besinnung auf die Philosophie und politischen Visionen Dr. Jörg Haiders“.

DAS KABINETT SCHÜSSEL II

Freitag, 28. Februar 2003
Das schwarz-blaue Kabinett Schüssel II steht wieder vor der Angelobung. Bundespräsident Thomas Klestil ist wieder gefordert. Auf Vorschlag des Bundeskanzlers ernannte der Bundespräsident Mag. Herbert Haupt (FPÖ) zum Vizekanzler und Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen; Dr. Martin Bartenstein (ÖVP) zum Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit; Elisabeth Gehrer (ÖVP) zur Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur; Dr. Benita Ferrero-Waldner (ÖVP) zur Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten; Mag. Karl-Heinz Grasser („Parteilos“) zum Bundesminister für Finanzen; Dr. Ernst Strasser (ÖVP) zum Bundesminister für Inneres; Dr. Dieter Böhmdorfer (FPÖ) zum Bundesminister für Justiz; Maria Rauch-Kallat (ÖVP) zur Bundesministerin ohne Portefeuille; Hubert Gorbach (FPÖ) zum Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie; Günther Platter (ÖVP) zum Bundesminister für Landesverteidigung; Dipl. Ing. Josef Pröll (ÖVP) zum Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.

Daneben ernannte der Bundespräsident Franz Morak (ÖVP) zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt; Dr. Alfred Finz (ÖVP) zum Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen; Univ.Prof. Dr. Reinhart Waneck (FPÖ) zum Staatssekretär; Ursula Haubner (FPÖ) zur Staatssekretärin im Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen; Mag. Helmut Kukacka (ÖVP) zum Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie; Mag. Karl Schweitzer (FPÖ) zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt.

Hubert Gorbach – Der Vielflieger
Hubert Gorbach, Exportmanager aus Vorarlberg. Jahrgang 1956. Hubert Gorbach ist der dritte Verkehrsminister, den die FPÖ bisher verbraucht hat. Gorbach fällt vor allem durch seine Vielfliegerei auf. Daneben versteht er es, in seinem Einflussbereich zahlreiche blaue Parteigänger unterzubringen.

Herbert Haupt – Der Mann in aller Klarheit
Mag. Ernst Herbert Haupt, Tierarzt aus Kärnten. Jahrgang 1947. Herbert Haupt hat mehrere Verkehrsunfälle, einen Flugzeugabsturz, einen Tauchunfall und zahlreiche FPÖ-Rochaden überlebt. Er wird bald für seine legendären Interviews („Ich sage das in aller Klarheit...“) berühmt. Die Schaffung einer Männerabteilung im Sozialministerium wird ihn wohl in die österreichischen Geschichtsbücher eingehen lassen. Am 21. Oktober 2003 – nach 242 Tagen Amtszeit – muss Herbert Haupt schließlich doch als Vizekanzler zurücktreten und wird durch Verkehrsminister Hubert Gorbach ersetzt. Die Sozialstaatssekretärin Ursula Haubner – Schwester von Jörg Haider – wird Haupt als geschäftsführende Parteiobfrau zur Seite gestellt.

Karin Miklautsch – Die Wasserreferentin
Mag. Karin Miklautsch, Juristin aus Kärnten. Jahrgang 1964. 1999 wurde sie zur Leiterin der Abteilung für Wasserrecht befördert. Seit 25. Juni 2004 ist Miklautsch – als Nachfolgerin von Böhmdorfer – Bundesministerin für Justiz. Miklautsch hatte keinen leichten Start. Von Jörg Haider als "Boxenluder" begrüßt, wird sie von den Strategen der Bundesregierung von der Öffentlichkeit weitgehend fern gehalten. Offenbar aus gutem Grund: Schlagzeilen erntete sie erstmals im Oktober 2004. In den heimischen Gefängnissen herrscht akuter Personalnotstand. Ihr Vorschlag, das Österreichische Bundesheer zur Bewachung der Gefangenen in den Gefängnissen einzusetzen, wurde nicht überall als gute Idee empfunden. Trotzdem wurde dieser Vorschlag im Dezember 2004 realisiert. Rund 100 Soldaten arbeiten derzeit in Niederösterreichs Gefängnissen. Der Militäreinsatz in Haftanstalten blieb bisher nur Militärdiktaturen vorbehalten.

Eduard Mainoni – Der Unbekannte
Mag. Eduard Mainoni, Jurist aus Salzburg. Jahrgang 1958. Eduard Mainoni forscht seit Juni 2004 im Wissenschaftsressort – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – vor sich hin. Staatssekretär Mainoni, selbst Salzburger, viel bisher nur im Zusammenhang mit der Rettung der Pinzgaubahn auf. Diese, so Mainoni im September 2004, ist für die nächsten 10 Jahre gerettet. FPÖ-Vorgänger Reinhart Waneck musste für Mainoni sein Amt als Gesundheits-Staatssekretär abgeben. Warum, weiß offenbar nur der Club Jörg.

Karl Schweitzer – Der Sportlehrer
Mag. Karl Schweitzer, Lehrer aus dem Burgenland. Jahrgang 1952. Seiner sportlichen Ausdauer verdankt er offenbar sein Amt. Mehrmals wollte der Club Jörg seinen Regierungssitz. Bei jeder Regierungsumbildung wird sein Name genannt. Ähnlich wie Kollege Haupt blieb er bisher jedoch immer im Amt. Wohl auch, weil auf seinem Nationalratsmandat der derzeitige Finanzreferent der Freiheitlichen sitzt. Und den braucht die FPÖ zur Schuldenverwaltung. Schweizer hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sein Nationalratsmandat im Falle eines Rücktritts als Staatssekretär wieder übernehmen würde.

POSTEN, MACHT, GELD
Reinhard Gaugg – Der Promillegewerkschafter
1998 sorgte Reinhard Gaugg erstmals öffentlich für Aufsehen. Groß wurde von der FPÖ einen "Gegengewerkschaft" angekündigt. Der Gründungsvater der "Freien Gewerkschaft Österreichs" (FGÖ), die sich schließlich im Nichts auflöste, hatte auch in der Pensionsversicherungsanstalt wenig Glück. Das politische Sommerloch 2002 füllte wieder der FPÖ Nationalratsabgeordnete Gaugg. Der kurzzeitige Vizegeneraldirektor der Pensionsversicherungsanstalt und FPÖ-Abgeordneter will auf sein Nationalratsmandat nicht verzichten. Auch die Verhandlungen um das Gehalt (Sondervertrag in der Höhe von 7.900 Euro) spießen sich und werden öffentlich ausgetragen. Schließlich wird Gaugg von seinen eigenen Parteifreunden aus dem Verkehr gezogen. Gaugg wird in Kärnten mit etwas zu viel Alkohol am Steuer erwischt. Er verweigert den Alkotest. Aus gutem Grund. Den Rest erledigt der Club Jörg.

Minderheitenschutz beim Postenschacher
Die ÖVP – und früher auch die SPÖ – haben es über Jahrzehnte gelernt, nachhaltige Postenbesetzungen durchzuführen. Bünde, CV, Vereinigungen, Kammern und parteinahe Vorfeldorganisationen sorgen für die notwendigen Seilschaften. Der FPÖ fehlt diese Tradition. Die Volkspartei betreibt seit Jahrzehnten klassische nachhaltige Interessenspolitik. Die FPÖ ist nur an Posten, Versorgungsämter und Geld interessiert. Ob ÖIAG, ÖBB, Sozialversicherung oder Ministerien: überall werden FPÖ Freunde untergebracht. Die ÖVP macht es leise und besetzt Posten nach ihren Interessen. Die FPÖ hat noch weniger Erfahrung damit. Dadurch fällt es auf, wenn FPÖ-Skilehrer plötzlich im Hauptverband der Sozialversicherung auftauchen. Überall wo sich FPÖ Funktionäre hineindrängen, ist die ÖVP schon dort. Mehrheitlich, versteht sich. Damit der kleine Koalitionspartner nicht aufmuckt gibt es den so genannten „Minderheitenschutz“ für Freiheitliche.

Herbert Haupt versteht es, im Sozialministerium relativ rasch Freiheitliche unterzubringen. Gut dotiert, versteht sich. Für Aufsehen sorgt im März 2001 die Kabinettsmitarbeiterin Ute Fabel. Haupts Mitarbeiterin erhält eine Spitzengage. Allein für den Februar 2001 überweist ihr das Sozialministerium ein Gehalt von 20.130 (!) Euro. Einziger Schönheitsfehler: Frau Magistra, wie sie sich im Amt nennt, ist keine Akademikerin. Neben der Leitung der "Männerabteilung" wird auch die Seniorenabteilung mit einer blauen Leitung besetzt. Weitere FPÖ Mitarbeiter im Sozialministerium: Harald Kosobud; Günter Kasal (FPÖ-Bezirksrat in Wien); Eva Engl-Eckhart; Katharina Pawkowicz; Thomas Kaumberger.

Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger besteht insgesamt aus 4 Geschäftsführer: eine davon ist die freiheitliche Mag. Beate Hartinger. Der Hauptverband besteht daneben aus 14 so genannten Verwaltungsräten – 2 davon darf die FPÖ stellen: einer ist Skilehrer aus Kärnten, Herbert Tieflinger, der zweite Manfred Mischelin. Der FPÖ-Mann Mag. Erich Nischelbitzer war für das Debakel bei der Chipcard – die Jörg Haider öffentlich scharf kritisierte – verantwortlich. Kein Problem: Nischelbitzer sitzt nach wie vor im Hauptverband.

Hubert Gorbachs Infrastrukturministerium gilt als Tummelplatz für blaue Parteigänger. Für den Chefposten in der Sektion III (Forschung, Post und Telekom) hat sich im Oktober 2004 Gorbachs Vize-Kabinettschef Andreas Reichhardt beworben. Reichhardt hat zwar nichts mit Forschung zu tun, aber er kommt aus dem Büro von Thomas Prinzhorn. Das qualifiziert. Im Jänner 2005 wird der Chefposten für die „Schienen Controll GmbH“ besetzt. Auffallend im Ausschreibungstext: „kein Hochschulabschluss notwendig“. Klar: Georg Fürnkranz hat keinen Hochschulabschluss. Fürnkranz war FPÖ-Vize-Klubdirektor und Kabinettschef von Verkehrsminister Hubert Gorbach. Die Infrastruktursektion im Gorbach-Ministerium ist bereits mit dem Tiroler FPÖ Mann Arnold Schiefer besetzt. Auch FPÖ nahe Unternehmen erhalten ein Stück vom ÖBB-Kuchen. Die Werbeagentur von Jörg Haiders Intimus Gernot Rumpold „MediaConnection“ soll – so das Nachrichtenmagazin profil im November 2004 – einen lukrativen ÖBB-Auftrag erhalten. Dies, obwohl das Angebot in allen Punkten das Schlechteste war. Das Angebot müsste nach objektiven Kriterien als zu teuer und zu unkonkret ausgeschieden werden. Rumpold hat nur einen Vorteil: die Entscheidung über die Vergabe trifft sein Parteifreund, ÖBB Manager Gilbert Trattner.

Das Forschungszentrum Seibersdorf wurde still und leise mit blauen Parteigängern eingefärbt. Die Industrie hält an den Austrian Research Centers in Seibersdorf 49 Prozent. Mehrheitseigentümer – 51 Prozent – ist der Bund. Mit dem Ex FPÖ Verteidigungsminister Helmut Krünes als Geschäftsführer und dem Leiter der Business Service, Martin Graf, ziehen 2004 zahlreiche Blaue in das Forschungszentrum. Um den begehrten Geschäftsführerposten, der 2005 ausläuft, wird bereits jetzt heftig gerittert. Krünes gegen Graf heißt das derzeitige Match. Die FPÖ Seilschaften haben bereits mehrere Kandidaten in Stellung gebracht. So viele, dass sich die Blauen selbst in die Quere kommen. Neben Martin Graf hoffen auch Andreas Reichhardt und Peter Franzmayer aus dem Kabinett Gorbach auf den Posten von Krünes. In Seibersdorf ist seither die Dichte der Mitarbeiter mit „Rasierfehler“ (hausinterner Jargon für Freiheitliche mit Schmiss) enorm gestiegen. Graf ist Mitglied der Akademischen Burschenschaft Olympia Wien. Forschung ist seit Knittelfeld bekanntlich eine Domäne der Freiheitlichen. Im Aufsichtsrat sitzt neben Ex-Verkehrsminister Mathias Reichhold auch Andreas Reichhardt (Stellvertretender Kabinettschef von Infrastrukturminister Hubert Gorbach). Reichhardt ist Mitglied der Grenzlandsmannschaft Cimbria Wien. Den Bereich Personalentwicklung deckt die frühere Assistentin Reichholds, Iris Klein, ab. Für den Weltraum ist der ehemalige Referent Reichholds, Heinz Gabernig, zuständig. Auch der ehemalige FP-Wissenschaftssprecher Martin Graf holte sich gleich mehrere Parteifreunde nach Seibersdorf: Alfred Wansch - Wohnungskommissionsmitglied der FPÖ-Donaustadt (!) – leitet die Rechtsabteilung in Seibersdorf. Arnulf Helpersdorfer (Ex-RFS-Vorsitzender, Mitglied der Burschenschaft Gothia), Julian Korisek (FPÖ Graz) und Mark Perz (RFS Graz) bereichern Wanschs Division.

Auch der Rechnungshof erhält Verstärkung aus der FPÖ. Der ehemalige Klubdirektor des FPÖ-Parlamentsklubs – Josef Moser – wird Präsident des Rechnungshofes. Sein Nachfolger im Parlamentsklub wurde Rupert Prochaska. Moser holte sich Prochaska schließlich im Oktober 2004 in sein Kabinett.

Montag, 11. Oktober 2004
Das Ende vom "Club Jörg". Der Verein "Club Jörg" hat sich aufgelöst. Club-Präsident Harald Fischl bestätigt den Medien das Ende des Vereins. Die Auflösung wird damit begründet, dass der Haupt-Vereinszweck, die Rückkehr von Jörg Haider an die Spitze der Bundespartei, "regelrecht obsolet geworden ist".

(Buchbeitrag: Politische Kultur in Österreich 200-2005, Nikolaus Dimmel/Josef Schmee (Hg.) Promedia 2005)

Montag, 19. Dezember 2005

Der Beförderungsfall

Westbahnhof

Fünf Jahre blau-orange-schwarze Bundesregierung haben aus der ÖBB einen Sanierungsfall gemacht. Die Rechnung zahlen die "Beförderungsfälle".

In den Top-Etagen der ÖBB sitzen Menschen, die niemals die Bahn benutzt haben. Ihr einziger Bezug zur Bahn ist der Bezug als Aufsichtsrat. Und das richtige Parteibuch. Früher blau, jetzt orange. Die Fahrgäste wissen, was das bedeutet. Überfüllte Züge, gestresste ZugbegleiterInnen, keinen Speisewagen, Verspätungen und Frust. Und das täglich. Irgendwie bekommt man das Gefühl nicht los, als würde die ÖBB-Führung regelmäßige Seminare über "effektive Kundenvertreibung" anbieten. Hier stellvertretend drei Beispiele aus dem Bahnalltag:

IC 645: "Heeresgeschichtliches Museum"

Abfahrt 13:10 Uhr. Wer in Salzburg einsteigt hat - sofern er früh genug dort ist - gute Chancen auf einen Sitzplatz im etwas kurz geratenen IC 645. In Attnang Puchheim steigen schon verdächtig viele Fahrgäste zu. Der Zug ist, das wissen auch die Verantwortlichen, gut besucht. In Wels sind nur mehr wenige Sitzplätze zu ergattern. In Linz ist der Zug bereits voll. In St. Valentin müssen die ersten Fahrgäste bereits stehen. Wer in St. Pölten zusteigt ist selber schuld. Sitzplätze sind völlig weg. Stehplätze sind rar. Vor den Toiletten – so der Tipp leidgeprüfter Fahrgäste – hat man vielleicht noch eine Chance. Das Ritual wiederholt sich täglich. Niemand kommt auf die Idee den Zug zu verstärken, niemand kommt auf die Idee, einen zweiten Zug einzusetzen. Zugbegleiter - sie müssen den Frust der Fahrgäste ertragen – können nur auf "die da oben" verweisen.

"Das Rad fährt mit!"
RadfahrerInnen wissen. Fahrrad und Bahn ist in Österreich ein Widerspruch in sich. Eine der schönsten Radtouren führt von Mariazell über St. Aegyd über das Traisental nach St. Pölten. Für RadlerInnen ein Hochgenuss. Eine ideale zwei Tagestour. Freitag oder Samstag Nachmittag nach Mariazell. Am nächsten Morgen gemütlich auf dem Rad nach St. Pölten. Wenn sie es schaffen nach Mariazell zu kommen. Mit dem Rad. Das geht nur mit dem Auto. Die Mariazeller-Bahn hat nur zwei Züge, die das Fahrrad mitnimmt. Einen um 7:25 Uhr und einen um 8:23 Uhr von St. Pölten. Für WienerInnen ideal! Nachher nimmt keiner der Züge ein Fahrrad mit.

"Strafzuschlag" statt Speisewagen

Drei Euro "Strafzuschlag" muss jeder bezahlen, der sich erlaubt, im Zug ein Ticket zu kaufen. Die Bahn hat noch immer nicht begriffen, dass "Beförderungsfälle" auch Kunden sind. Könnt ja jeder kommen. Der Personalabbau geht weiter. Ab 2006 werden Züge mit noch weniger Zugbegleiter ausgestattet. Fahrgäste werden so genannte "Selbstkontrollerwagen" vorfinden. Wer ohne Fahrschein einsteigt wird kräftig zur Kassa gebeten: künftig wird jeder "Beförderungsfall" 60 Euro (!) Strafe zum Ticket zahlen. Das Kundenvertreibungsseminar hat ganze Arbeit geleistet.

Westbahnhof1


Blau-Orange Bahn

Ex FPÖ Minister Dieter Böhmdorfer hat gleich drei (!) Aufsichtsratsmandate: ÖBB Holding, Infrastruktur Bau AG und Infrastruktur Betrieb AG. Der Jung Freiheitliche Martin Mödritscher, Mitarbeiter im Kabinett Gorbach, sitzt sowohl in der Infrastruktur Bau AG und in der Infrastruktur Betriebs AG. Gorbach-Sekretär Martin Santer ist zweiter Geschäftsführer der Schienengesellschaft. Der FPÖ-Spitzenpolitiker Gilbert Trattner ist Finanzvorstand der ÖBB-Infrastruktur Bau AG. Ex FPÖ Vizeklubdirektor Georg Fürnkranz ist Geschäftsführer der Schienen-Control GmbH. Die glücklose FPÖ Ex-Ministerin Monika Forstinger wurde mit dem Verkauf von ÖBB-Immobilien beauftragt.

Samstag, 17. Dezember 2005

Hallstatt: Gasfreundliches Weltkulturerbe

Ohne Zweifel, Hallstatt zählt zu den schönsten Orten Österreichs. Nicht umsonst wurde der Ort zum Weltkulturerbe ernannt. Der Ort versteht sich; die Gastronomie läßt postkommunistische Erinnerungen wach werden. Hallstatt in vier Akten.Weinglas

1. Akt - Restaurant am See: Wir sitzen zu viert am See und möchten, für die Gegend typischen Fisch essen. Der Hallstätter See ist berühmt für seine Fische. Alle Fische am Teller, so stellen wir kollektiv fest, schmeckt weder gut, noch schlecht, sondern schlicht, gar nicht. Die dazugehörigen Erdäpfel sind nicht als solche zu erkennen. Die Frage des Kellners („hat‘s geschmeckt“) wird höflich aber ehrlich beantwortet. Unser erster Fehler.
Auftritt der Juniorchefin in heimischer Tracht. Sie erklärt uns, die Diskussion in der Küche hätte ergeben, daß wir alle uns irren. „Fisch schmeckt eben wie Fisch!“ Wir Landratten sehen es ein, sind zerknirscht und entschuldigen uns, daß uns der Fisch nicht geschmeckt hat.
Der Appetit auf die Nachspeise am See ist uns vergangen. Wir ziehen uns in unser Gasthaus zurück.

2. Akt – Gasthaus am Platz, 21.30 Uhr: Der Gastraum ist leer (was, wie wir später lernen sollten, um diese Zeit typisch für die Gegend ist). Die Wirtin sitzt mit dem Personal beim Abendessen. Die Frage, ob wir noch etwas trinken und eine Nachspeise aus der Vitrine haben könnten wird als Beleidigung aufgefaßt. Wirtin: „Was glauben’s, wir arbeiten schließlich den ganzen Tag. Jetzt ist Schluß!“ Mit viel List und freundlicher Überredungsgabe ergattern wir schließlich eine Flasche Wein und dürfen im Frühstücksraum eine Partie Karten spielen.

Knapp vor 22.00 Uhr - Auftritt zweier verzweifelter, hungriger Gäste aus Deutschland. Der Mann, vorsichtig an unseren Tisch kommend: „Wissen Sie, ob es hier im Ort noch irgendwo etwas zu essen gibt?“ Wir schauen auf die Uhr, knapp nach 22.00 Uhr! Und obwohl ein Einheimischer am Tisch sitzt, können wir ihm nicht helfen. Die beiden müssen hungrig ins Bett.

3. Akt – Cafe am Platz; Regentag: Im Cafehaus suchen zahlreiche Gäste Schutz vor dem Regen. Einige Tische sind noch frei. Wir versuchen ein Mittagessen zu erkämpfen. Aber wir haben nicht mit der Kellnerin gerechnet. Nachdem sie uns vorerst einfach ignoriert, machen wir den entscheidenden Fehler. Einer in der Gruppe erlaubt sich, vorsichtig, kommentarlos und etwas verstohlen, die Hand leicht zu heben, um auf uns aufmerksam zu machen. Die Kellnerin fühlt sich provoziert. Kellnerin, für alle im Lokal unüberhörbar: „Was wollt’s denn, ihr seid‘s eh erst gekommen!“ Dafür werden wir mit weiterer Ignoranz gestraft.

Endlich. Auftritt der Kellnerin. Ich werde sofort ausgeschaltet. Meine Bestellung wird mit einem knappen „is aus!“ zurückgewiesen. Der verzweifelte Versuch einer Freundin, einen frisch gepreßten Karottensaft (er stand groß auf der Karte) zu bestellen wird ebenfalls abgeschmettert. Kellnerin lapidar: „Gibt‘s nur bei Sonnenschein!“ Die vorsichtige Nachfrage, warum es Karotten nur bei schönem Wetter gibt, läßt die freundliche Bedienung völlig ausrasten. Beim Abgang klärt sie uns wenigstens auf, daß die Saftmaschine nur bei schönem Wetter im Freien in Betrieb genommen wird. Wir kennen uns aus, Essen bekommen wir trotzdem keines. Beim Ausgang erzählt uns, ganz heimlich versteht sich, ein Ehepaar aus Deutschland eine Episode, die offensichtlich für die Gegend normal scheint. Die beiden Radler wollen nach dem Einkauf in der einzigen Shell-Tankstelle Hallstatts die Fahrräder mit dem Schlauch reinigen. Der Tankwart trocken: „Heute is Feiertag und am Feiertag dreh i des Wasser sicher nicht auf!“

4. Akt – Letztes Lokal im Ort; Mittag: Freundliche Bedienung, etwas langsame Küche. Aber was soll’s: man wird bescheiden, beklagt sich nicht. Auf dem Weg zur Toilette wird in mehreren Schaukästen politische Bildung betrieben. Hakenkreuzfahnen, Mutterkreuze, Pistolen, Granaten und zahllose Insignien aus der Zeit zwischen 1938 und 1945. Zwei große Emailschilder zeigen, wo man sich befindet. Neben schwarzem Hakenkreuz im weißen Kreis die Aufschrift: „Hier verkehrt der Nationalsozialist“

Weltkulturerbe eben.

Die Mörwald Posse

Die Familie Niederösterreich is(s)t bei Mörwald...

Neues Landhaus

Darsteller

Toni Mörwald

Starkoch, betreibt mehrere Restaurants in Niederösterreich und Wien. Das "Mörwald-Imperium" umfasst zahlreiche Firmen und wird gemeinsam mit Ehefrau Eva Pregesbauer-Mörwald geführt.

Ernst Strasser

Ex-Landesgeschäftsführer der NÖ ÖVP; Ex ÖVP Innenminister, Toni Mörwald und Ernst Strasser betreiben gemeinsam die BCD, Business Consulting & Development GmbH, eine Import-Export-Firma.

Alfred Riedl

ÖVP Landtagsabgeordneter, fungiert als Steuerberater des Starkochs. Riedl ist Bürgermeister von Grafenwörth, wo ihn Anton Mörwald senior als Vizebürgermeister unterstützt. Daneben sitzt Riedl im Aufsichtsrat der "NÖ Kulturwirtschafts GmbH", aus deren Umfeld Mörwald immer wieder Catering-Aufträge erhält.

Stephan Pröll
Sohn von Landeshauptmann Erwin Pröll. Organisiert im Mörwald Betrieb "Kloster UND" die Vermietung der Seminarräume und managt Veranstaltungen des Weinkollegs.

Erwin Pröll

Landeshauptmann in Niederösterreich

Heidemarie Onodi
Landeshauptmann Stellvertreterin. Chefin der SPÖ Niederösterreich.

1. Akt

Starkoch Toni Mörwald kommt in finanzielle Nöte. Der rasche Aufstieg des jüngsten Haubenkochs in Österreich ging offenbar nicht gut. Mörwald im Wirtshaus & Restaurant "Zur Traube", Mörwald im Restaurant "Schloss Grafenegg", Mörwald im "Fontana", Mörwald im "Ambassador", Mörwald im "Kloster UND", Mörwald in der Kunsthalle Krems, Mörwald in der Kantine im Bundesministerium für Finanzen. Hauben kommen und gehen. Aber Toni Mörwald hat prominente Freunde in der Politik. ÖVP und SPÖ versuchen in der Landesregierung – an der Öffentlichkeit vorbei – mittels eines "Verschluss-Aktes" dem Haubenkoch unter die Arme zu greifen. Ein Direktzuschuss des Landes von 100.000 Euro und ein zinsenfreies Darlehen in der Höhe von 250.000 Euro wird beschlossen. Zusätzlich soll, so die Pläne der Landesregierung, Mörwald von der Hypobank weitere 100.000 Euro und ein zinsenloses Darlehen von 250.000 Euro erhalten. Die Rechnung wird ohne den Wirt gemacht. Der "Verschluss-Akt" findet den Weg in die Öffentlichkeit. ÖVP, SPÖ und der Starkoch tauchen unter.

2. Akt

Die Medien graben. Namhafte Helfer des Haubenkochs werden gefunden. Ernst Strasser ist der erste Politiker mit ÖVP Vergangenheit, der im Zusammenhang mit dem Mörwald-Imperium auftaucht. Strasser betreibt mit seinem Freund Toni Mörwald eine Firma. Was die gemeinsame Firma genau macht, kann Strasser nicht sagen. Gehandelt werde etwa mit Jordanien. Was genau im- und exportiert werde, wisse er nicht, sagt Strasser. Schließlich sei er selbst nicht operativ tätig. Alfred Riedl sagt gar nichts. Aus gutem Grund. Politisch, wirtschaftlich und auch privat kennt man sich in Grafenwörth. Riedl ist Bürgermeister von Grafenwörth, Mörwald senior ist Vizebürgermeister. Riedl kennt die finanzielle Lage Mörwalds genau. Er ist Mörwalds Steuerberater. Die Gattin Mörwalds hat eine Privatstiftung, Riedl sitzt im Vorstand. Bei Kulturveranstaltungen des Landes Niederösterreich betreibt Mörwald meist das Catering für die Gäste. Gut, dass Riedl im Aufsichtsrat der NÖ Kulturgesellschaft GmbH sitzt. Stephan Pröll, Sohn des Landeshauptmanns, war bisher Animateur in der Türkei. Nun organisiert er Veranstaltungen im Kloster UND in Krems. Das Gehalt für den Landeshauptmannsohn kommt von Raiffeisen. Das Lokal im Kloster UND betreibt Toni Mörwald.

3. Akt

Heidemarie Onodi (SPÖ) ist nervös. Sie hat guten Grund. Die Genossen haben den Verschluss-Akt in der Landesregierung mit beschlossen. Dies obwohl Mörwald ein guter Kunde des Arbeitsinspektorates ist. Die Genossen – allen voran die NÖ Arbeiterkammer - wissen davon. Mit der Arbeitszeit der MitarbeiterInnen wird es im Mörwald-Imperium offenbar nicht so genau genommen. Vor allem Lehrlinge wissen ein Lied davon zu singen. Die Genossen haben ein schlechtes Gewissen. Aber sie haben von den Kollegen in der Volkspartei gelernt: untertauchen hilft.

4. Akt

Erwin Pröll tritt auf. Der Handymastenexperte hat Erfahrung mit Krisensituationen. Der Verschluss-Akt wird verschlossen. Der Beschluss der Landesregierung wird auf Eis gelegt. Mörwald muss bis März 2006 auf sein Geld warten. Bis dahin, so das Kalkül, wird sich schon wieder alles beruhigt haben.

Vorhang.

Freitag, 16. Dezember 2005

Tagebuch der Straße

Was ist schon Fernsehen, Zeitung, Radio... Die wirklich wichtigen Dinge sind vor Ort. Vor den Augen. An der Autobahnabfahrt. Bei der Feuerwehrausfahrt. An der Kreuzung der B7. Dort werden die wirklich wichtigen Dinge des Lebens abgehandelt. Wen interessiert schon der Irak-Konflikt? Bramberg trifft auf Golling. - Anpfiff 16:30! Was ist schon eine Regierungskrise? Zirkus Knie kommt nach Mistelbach. Wer redet über den Zustand des Bundesrates? Zeltfest in Pernegg ist angesagt. Ob Wildkogeltrio, Weinkulturtage, Feuerwehrschlauchwettrollen oder Kirtag in Gars am Kamp. - Das ist Leben. Das Tagebuch der Straße.

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